Das LESEWEIS®-Tier des Jahres … ist in Wirklichkeit so gar nicht verschlafen!
Friede täuscht hin und wieder. Oder inspiriert. Von den vielen Einschlaf-Schafen der Kinderbuchwelt einmal abgesehen, scheint es Autoren gerade zu verlocken, es den Schafen faustdick hinter die Ohren zu schreiben. Während wir meinen, die süßen Wolligen malmen verträumt auf der Weide, sind viele von ihnen in Wirklichkeit ermittelnd tätig. Sie klären (in der Wirklichkeit des Kinderbuchs) Verbrechen auf, jagen Kriminelle und stellen ihnen ein Bein. (Man denke nur an den vor Jahren so beliebten Krimi GLENKILL!)
ICH BIN HIER BLOß DAS SCHAF täuscht sowohl in Titelgebung (streicht bitte das „nur“) als auch in Titelbild (was da so unschuldig schaut, ist tatsächlich ganz schön gerissen). Natürlich mit voller Absicht. Wir haben es hier mit einem Lamm zu tun, das ganz entsprechend der wunderschönen „Ich-bin-hier-nur“-Reihe des Hanser-Verlags den wahren Durchblick hat. Jungschaf Charlotte schildert uns das Leben auf dem kleinen Bauernhof am Wald, beschreibt uns Mensch und Tier mit hellem Verstand und zögert nicht zu handeln, als eines Tages ein Lamm verschwindet. Ihr ist schnell klar, dass es sich nicht nur um ein verlorenes Schäfchen handelt, sondern dass hier etwas Dramatisches passiert ist. Sie nimmt die Ermittlungen auf, als auch schon ein zweites Lamm offenbar spurlos verschwindet. Wie gut, dass Schafe wie Charlotte nur vermeintlich halb verschlafen in der Gegend rumstehen. Das wiegt Ganoven und andere Unsinntreiber nämlich in trügerischer Sicherheit, die man nutzen kann.
Humorvoll, ein wenig weise und sehr unterhaltsam erzählt uns die Heldin dieses Buchs ihre spannende Geschichte. Schafig-schöne Lektüre für lange Frühlingstage, bei der die Unterschätzte zufrieden triumphiert. Eine Geschichte, die Mut macht, zu sein, wie man wirklich ist.
Friedbert Stohner: Ich bin hier bloß das Schaf. Mit Bildern von Hildegard Müller. Hanser. ISBN 978-3-446-25879-2. Fester Einband, 140 Seiten. Ab 8 Jahren.
Alle Bände dieser liebenswerten Erzähl-Reihe hier: