Eine fantastische, lang ersehnte Neuigkeit aus dem Hügelland: Der abschließende dritte Band von QUENDEL ist da. Die Lektüre schlechthin für anspruchsvolle junge Leser und Leserinnen von Geschichten einer düster-schönen Fantasie.
Welch eine Sprache, welch eine Wortgewandtheit, welch eine Ruhe beim Erzählen. Allein für ihre ausgiebige Erzählweise müssen wir Caroline Ronnefeldt unsere größte Hochachtung aussprechen. Wieviel Kraft muss es gekostet haben, eine solche Geschichte zu erzählen. 510 eng bedruckte Seite umfasst allein der neue Band. Die ganze Trilogie kommt auf 1500 Seiten. Für klassische Fantasy-Fans mögen das keine Zahlen sein. Doch „Quendel“ ist keine klassische Fantasy, sondern eine Geschichte aus einer viel älter anmutenden Erzählwelt. Keine strahlenden Helden bekriegen sich hier. Menschen, Zwerge und Co sind offenbar längst ausgestorben. Die Quendel sind ein Volk kleiner menschenartiger Wesen, die alle nach Pilzen benannt scheinen. Sie lebten friedlich in ihren Dörfern und Gehöften im Hügelland, gehen ihrem Alltag und ihren Festbräuchen nach, die stark an die Fasnetszüge der allemanischen Welt erinnern, bis in Band 1 Dinge geschehen, die sie sich kaum erklären können. Und die sie anfangen zu ängstigen.
Tatsächlich wird die Grenze zur Anderswelt dünner. Die Grenze, die die Lebenden von den Toten scheidet. Ein Roman, wie er nicht besser zu lesen sei, in dieser Zeit rund um Halloween. Doch während sich die ersten Anzeichen einer Öffnung ins Reich der anderen Seite bereits im Sommer ankündigt, kommt es in Band 2 zu Allerseelen zur Katastrophe. Hier nun in „Über die Schattengrenze“ beschließen die tapferen kleinen Leute aufzubrechen und sich selbst dahin aufzumachen, woher das Unglück in diesem Jahr über sie hereingebrochen ist. Sie wählen als Zeitpunkt die Wintersonnenwende, die längste Nacht des Jahres, „Weihnachten“ würden wir sagen, wenn von Alters her die Raunächte die Schleier zwischen den Welten lüften.
Ich mag das Miteinander der Quendel. Die vielen Persönlichkeiten. Ihre von der Welt der Pilze und Moose geprägte Sprache. Ich mag die umschweifige, gewählte, langsame Erzählweise der Autorin, die alle Zeit der Welt zu haben scheint. Und ich liebe die Stimmung, die diese lange Geschichte ausstrahlt. Wir hier zuhause lesen sie laut. Einander vor. Stückchen für Stückchen. Nicht leicht zu lesen. Doch ein ganz besonderes Ereignis. Ein literarischer Hochgenuss. Beileibe nichts für Ungeduldige. Doch alles für Leser, die sich gern auf eine einzigartige Atmosphäre einlassen. Wunderbar in der dunklen Jahreszeit zu lesen.
Caroline Ronnefeldt, Quendel 3. Über die SchattengrenzeUeberreuter, 2023. 510 Seiten. ISBN 978-3-7641-7111-7. Ab 14