Ein anderes Land, eine andere Kultur: Argentinien — und doch über die Liebe zum Lesen und zu Geschichten so sehr mit uns allen verbunden. Da ist ein alter Mann in einem großen Haus, der niemals herauskommt, und dem das Mädchen Clara im Auftrag ihrer Mutter die gemachte Wäsche bringen muss. Das Geld dafür legt er ihr stets unter die Matte. Juan fürchtet kein Virus…, sondern das Licht und die Welt da draußen, die nie akzeptieren konnte, dass er ist, wer er ist — und das schon fast sein Leben lang.
Auch diese Geschichte, die in einem wunderschön gestalteten Bilderbuch erzählt wird, ist eine wahre Geschichte. Die Argentinierin Marìa Teresa Andruetto berichtet hier von ihrer Mutter, die als Kind den scheuen Juan und seine Bibliothek kennenlernte. Er brachte ihr Bücher und Geschichten nah. Sie lockte ihn eines Tages zurück ans Licht und in die Welt. Die Geschichte ist rührend und hoffnungsvoll. Die ungewöhnliche Gestaltung von Martina Trach macht das Buch selbst zu einem Erlebnis. Man hat das Gefühl, es in verschiedenen Richtungen durchblättern zu können. Durch eine spezielle Collage-Technik überlagern sich die beiden Welten auf manchen Seiten — die große argentinische Pampa im malerischen Nirgendwo, durch die Clara weite Strecken unterwegs ist, und die kleine Bücherwelt, die Juan gut versteckt, ihrerseits alles möglich zu machen scheint. Selbst dass sich ein Mann in einen Mann verliebt. Eine Liebeserklärung ist dieses wunderschöne Buch — nicht nur zwischen zwei außergewöhnlichen Menschen, sondern auch an das Lesen und Erzählen von Geschichten.
María Teresa Andruetto (Text) Martina Trach (Illustrationen):
CLARA UND DER MANN IM GROSSEN HAUS
Ein Bilderbuch aus Argentinien. Aus dem Spanischen von Jochen Weber
56 Seiten, gebunden. ISBN 978-3-905804-97-3
Ab 6 Jahren