Alltag im alten Rom. Das Stadtleben

Was ich bis heute am geschichtlichen Denken nie wirklich verstanden habe, ist die Sache mit den Kriegen. Geschichte ist mir ins Denken eingebrannt als ein wirres Aufeinanderfolgen von Kämpfen, Machtbesessenheit und Intrigen. Das mag ja faktisch auch alles so stimmen. Die politische Ordnung, die wir heute haben, hat sich durch diese mörderischen Wirrnisse geformt. Dennoch ist Geschichte in meiner Vorstellung so viel mehr. Manchmal glaube ich, wenn wir andere Aspekte hervorheben würden – gerade auch, wenn wir unseren Kindern Geschichte nahebringen: die Entwicklung der Technik, des Denken, des Glaubens, der Kunst, der Kindheit, des Essens, des Spielens… – hätte Menschheitsgeschichte ihren Namen viel eher verdient. Wir hätten einen anderen Blick auf die Vergangenheit und würden den Fokus auf unser eigenes Handeln Richtung Zukunft womöglich sogar anders, friedlicher ausrichten.
Deshalb finde ich Bücher wie dieses hier so wertvoll – und empfehle es euch und euren großen Kindern, obwohl es mitnichten ein Kinderbuch ist.

Karl-Wilhelm Weeber:
ALLTAG IM ALTEN ROM. DAS STADTLEBEN.
Artemis & Winkler 2012. #_ISBN_978_3_538_03135_7.
400 Seiten. Fester Einband
LW_Für_Erwachsene. 20,00 €

Ein fantastisch recherchiertes, kompetentes Nachschlagewerk. Ein prall gefüllter Band, der uns die alten Römer nicht als Soldaten, irre Kaiser und spielsüchtige Mörder vorführt, sondern als Menschen, die den Alltag zu meistern hatten. Was die meisten Römer sicherlich waren. In alphabetischer Folge werden Begriffe des Lebens aus dem Alten Rom in kürzeren oder sehr ausführlichen Artikeln erklärt. Begriffe wie Frisur, Lampe, Spiel, Baden, Bäckerei, Feuerwehr, Glücksspiel, Haustier, Kochrezept, Lärm, Lehrer, Sport oder Tischsitten, aber auch komplexere Themen wie Fremdenfeindlichkeit, Wasserversorgung, Gebärden, Innere Sicherheit oder das Lesen. Jeder Artikel ist eine Entdeckung für sich. Ergänzt wird der Text um lateinische Fachbegriffe, köstliche Zitate römischer Zeitgenossen, Tabellen, Listen und Zeichnungen, sowie zahlreichen Farbfotos römischer Denkmäler und Fundstücke. Römische Kulturgeschichte par excellence. Verfasst von einem klassischen Philologen und Historiker der Universität Bochum, der unter anderem auch Bücher über das Flirten im Alten Rom, den Wahlkampf oder die Weinkultur der Römer geschrieben und das Beste aus der römischen Graffiti-Szene zusammengestellt hat. Hier weiß jemand fundiert, worüber er spricht. Der Unterhaltungswert ist enorm. Das Wissen fundiert. Wie spannend kann Geschichte sein, ohne dass dauernd jemandem ein Haar gekrümmt wird!

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