Träum niemals von der Wilden Jagd

Eine andere Geschichte, von der dieses Mal erzählt wird… Die Fortsetzung des „Schrats“ ist eine magische Wintererzählung für Kinder ab 8 Jahren

Das war für mich eine der besten Meldungen des Jahres: Wieland Freund hat eine Fortsetzung zu WECKE NIEMALS EINEN SCHRAT geschrieben. Perfekt, wie dieser Autor arbeitet, klingt schon der neue Titel wie die zweite Zeile eines Gedichts zum ersten Titel: TRÄUM NIEMALS VON DER WILDEN JAGD. Magisches Personal, keine Frage. Tiefgrüne Atmosphäre im Wald der Elfen, mit denen wir ja schon ein stürmisches Sommerabenteuer erleben durften, in dem das Buch über Alles eine tragende Rolle spielt. Verweht wurde es vom Winde. Welche Symbolik. Welche Aktualität angesichts eines allwissend versagenden Internets. Für mich war schon Teil eins viel mehr als eine atemberaubend spannende Geschichte für junge Zuhörer ab 8 Jahren…

In letzter Sekunde konnten Jannis und Motte zusammen mit Wendel dem Schrat den bösen Zauberer Holunder verjagen und den Wald der Elfen retten. Elfen, die in Freunds Geschichte mehr an geschickte Eichhörnchen als an geflügelte Zauberwesen erinnern, und deshalb für Jungen wie Mädchen gleichermaßen interessant sind. Die von Joëlle Tourlonias zauberhaft gezeichneten Helden der Geschichte amüsieren und sind sehr sympathisch. Eine wundervolle Welt der Fantasie öffnet sich hier, die eine Episode aus der Unendlichen Geschichte sein könnte. Eine von diesen „anderen“ Geschichten, die uns für ein andermal versprochen wurden.

Die Fortsetzung nun spielt während der Raunächte, einer im Wald gefahrvollen, stillen und dunklen Zeit. Eine Atmosphäre, die von der köstlichen Absurdität der Ereignisse immer wieder kontrastiert wird. Eigentlich halten die Elfen Winterschlaf. Doch Jannis, der zu faul war, Vorräte anzulegen, muss seinen Kobel winternachts verlassen. Er trifft auf seine Freundin Motte, die ebenfalls nicht schläft, weil sie dem alten Schriftsteller Amsel Salamander, dem Schöpfer des Buchs über alles, hilft, nun ein Buch für die Ewigkeit zu schaffen. Welches nicht wieder auf vergänglichen Blättern, sondern dieses Mal auf Stein festgehalten werden soll. Auch ist der alte Salamander dieses Mal wild entschlossen, nur Wahrheiten aufzuzeichnen, wozu er im Eibenwald den Geist des Weisen Hyazinth anruft. Wer ihm allerdings antwortet, ist der Geist des Horn Pappel, des vermeintlich dümmsten Narren, der je unter den Elfen gelebt hat. Schwerer Fehler… Nicht nur der Alte rastet aus, als er merkt, was geschehen ist, mit Anrufung des Geistes beginnt die Wilde Jagd lebendig zu werden, turbulenter als die Germanen sie sich wohl je vorgestellt haben. Als Germanistin genieße ich, wie Freund dieses uralte Personal in einer spritzig modernen Erzählung für Kinder neu aufleben lässt. Doch bei taumelndem Ulk bleibt es nicht, wir sind hier nicht beim Karneval, sondern mitten in den von alters her berüchtigten Raunächten. Sehr zur Gruselfreude der Kinder wird bald schon klar, dass auch der böse Zauberer Holunder seine Finger hier wieder im Spiel hat.

Spannendes Abenteuer, zu dem man auf jeden Fall die Vorgeschichte kennen sollte. Dieses Buch macht in jeder Hinsicht Vorlesevergnügen. Die Sprache des Autors ist anspruchsvoll und poetisch schön, dabei voller Witz und Humor. Er lässt uns ebenso in die alte Sagenwelt eintauchen wie Joëlle Tourlonias uns mit ihren Bildern in den magischen Winter entführt. Ein Schatz von einem Buch, das unbedingt VOR-gelesen werden sollte!

Wieland Freund: TRÄUM NIEMALS VON DER WILDEN JAGD! Beltz & Gelberg 2015. #ISBN_978_3_407_82081_5. Mit Illustrationen von Joëlle Tourlonias. Hardcover, 216 magisch bebilderte Seiten. #LW_Ab_8_Jahren. Zum Vorlesen.14,95 €

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