Greenglass House

Eine großartig gewobene Geschichte mit all den Zutaten, die wir für eine winterliche Lektüre lieben. Eins der besten Bücher, das wir kennen.

© Verlag Freies Geistesleben

Mit GREENGLASS HOUSE haben wir Autorin Kate Milford kennen gelernt. Mit diesem wunderschönen Buch sind wir in ihr Universum eingestiegen, von dem wir zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts wussten. Ein Räderwerk aus Geschichten hat diese Autorin geschaffen (und schafft es noch!), die auf faszinierende Weise alle ineinander greifen. Doch nehmen wir zuerst einmal nur diesen winterlichen Roman für Kinder ab 10, der genau so gut für sich ganz allein steht. Kommt also rein in das alte Schmugglerhotel, nehmt am Kamin Platz, schlürft einen Tee und schaut zu, wer da noch so alles hereinschneit, während draußen der Schnee immer dichter fällt und ein Abreisen vollkommen unmöglich macht.

Ein toller Junge, ein wunderbares Haus am Meer, in dem ehemals Schmuggler ein und ausgingen. Weihnachten, seltsame Gäste, die im Schneetreiben plötzlich auftauchen und Quartier suchen, Stromausfall. Geschichten, Schicksale, Freundschaft und dann eine unfassbare Entwicklung der Ereignisse, die uns bis zur letzten Seite in Atem hält, um uns vollends zu verblüffen.

Während es vor den Buntglasfenstern von Greenglass House unermüdlich schneit und stürmt, wird uns mit der Raffinesse einer Agatha Christie eine zauberhafte Geschichte erzählt, die weit in die Vergangenheit zurückreicht und so die Welt einen Augenblick lang größer erscheinen lässt.

Kate Milford, Greenglass House
Verlag Freies Geistesleben 2016. Aus dem Englischen von Alexandra Ernst. ISBN 978-3-7725-2780-7. 448 Seiten. Hardcover. Ab 10 Jahren

Milo hat sich so auf die Weihnachtsferien gefreut. Nur er und seine Adoptiveltern zuhause in Greenglass House: Kaminfeuer, Weihnachtsbaum, Schlittenfahren, ganz viel Lesen. Doch dann geht es schon am ersten Ferientag los, dass unerwartet Gäste im Hotel an der Küste eintrudeln. Sie alle bleiben in Greenglass House. Milos Eltern nehmen den Hotelbetrieb rasch wieder auf und holen auch die bereits in den Weihnachtsurlaub entlassene Köchin trotz Unwetters wieder zurück. Während sich die Wetterlage draußen zuspitzt, lassen die Gäste nach und nach durchblicken, dass sie alle etwas suchen, etwas, das sich genau hier in Greenglass House befinden muss. Milo und das Mädchen Meddie, das zusammen mit der Köchin aufgetaucht ist, beschließen der Sache auf den Grund zu gehen. Je mehr sie die Gäste beobachten, um so mehr hat es den Anschein, dass hier jeder nach etwas anderem sucht. Auf Milos Wunsch hin, fangen die Gäste an, sich gegenseitig Geschichten zu erzählen. Ohne es zu wollen, geben sie so alle Hinweise auf den wahren Grund ihres Kommens. Und doch wird die Gesamtgeschichte immer rätselhafter. Nichts scheint zusammen zu passen. Und doch spürt man, dass alles sich um genau das alte Haus dreht, in dem sie sich alle befinden. Plötzlich verschwinden Wertgegenstände. Man beschuldigt sich gegenseitig. Der Strom fällt aus. Der Fährbetrieb zum Hotel wird aufgrund des schlechten Wetters eingestellt. Niemand kann das Haus mehr verlassen. Man sitzt fest. 

Wunderbar spannende, nur leicht gruselige Atmosphäre, die von der Gemütlichkeit des Hauses und der Freundlichkeit von Milos Familie eingebettet ist. Das alte Schema der Novellensammlung wird hier fantastisch aufgegriffen und für junge Leser aufbereitet. Die alte Begeisterung für eine vorübergehende Insel-Zusammenkunft wird wiederbelebt – keiner kommt weg, Fremde müssen für eine Weile miteinander auskommen, sich selbst versorgen, weil man von der Außenwelt abgeschnitten ist, man rettet sich ins Erzählen und deckt so eine uralte Wahrheit auf. Das ist ein Buch zum Einkuscheln in den Feiertagen zwischen den Jahren. Wer sich diese Geschichte jetzt gönnt, wird das Gefühl haben, auch vor seinen Fenstern tanzten die Schneeflocken.

Lesefreude pur. 

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