Und hier haben wir einen neuen Paul Maar! — Die leicht schräge, fantasievolle Geschichte der Tochter der Zauberin ist durch und durch ein Maar’sches Kinderbuch. Nicht nur weil Enkel Hannes Maar witzig illustriert hat, sondern weil aus jeder Zeile der kleinen Fantasy-Reise Maars tiefes Anliegen und Maars zauberleichte Komik spricht.
Nicht gerade leicht, wenn man ein gutes Mädchen ist und eine böse Zauberin zur Mutter hat. Eine richtig böse, die für so ziemlich jedes Unglück unserer Zeit von Steinen im Schuh bis zu Starkregen verantwortlich ist. (Und die am Ende auch mitnichten geläutert wird.) Tochter Malefizia, die lieber nur Fizzy genannt werden möchte, hat so gar nichts von ihrer Mutter, Frau Schmitt, außer dass sie offenbar ein gewisses zaubrisches Talent geerbt hat. Ansonsten ist sie brav und fleißig, beliebt bei ihren Klassenkameraden und lässt die Finger lieber von der Zauberei. Womöglich ist sie eher nach ihrem Papa geraten, einem Versicherungskaufmann und Chor-Sänger, den die böse Mutter jedoch in einen Koffer verzaubert hat. Als Fizzy ihren Papa zurückverwandeln möchte, erwischt die Mutter sie und verbannt sie samt ihrem Papa-Koffer in die Zwischenwelt. Ein magisches Reich irgendwo unten, in dem die Tiere sprechen können. Mithilfe eines Fuchses und dem singenden Koffer, der mal ihr Papa war, sucht Fizzy, die hier allerdings Male heißt, die weise Schildkröte Frau Mahme, damit diese ihr hilft, Papa und sie zurückzuzaubern. Was dem Mädchen allerdings gelingt, ist sogar noch viel, viel besser.
Paul Maars Figuren wohnt eine alte märchenhafte Kraft inne; nur ihm gelingt es sie auf völlig ungenierte Weise in unsere Zeit zu versetzen. Dabei entsteht zu aller Spannung und Dramatik noch die schrullige Komik, die kleine Leser so lieben. Reimende Singereien und summende Rätsel sind in seinen Texten viel mehr als nur schmückendes Beiwerk. Wie gesagt, diese nicht sehr lange, nicht sehr umschweifige Erzählung für Kinder ab 6 ist durch und durch ein echter Paul Maar.
Paul Maar: Die Tochter der Zauberin. Illustriert von Hannes Maar. Oetinger, 2024. 92 Seiten. ISBN 978-3-7514-0427-9. Ab 6