Komm, wir fliegen zum Mond

Was für ein wundervolles Buch, was für eine zauberhafte Erzählung für Kinder! Da macht das Vorlesen (oder auch schon das Selberlesen) einfach nur Freude. Lebendig, klug und humorvoll geschrieben, berührt es die großen Themen des Lebens: Freundschaft, Sehnsucht, Träume, Aufbegehren gegen Ungerechtigkeit, Treue zu sich selbst und anderen.

 

Dabei wird die spannende Geschichte dreier kleiner Wesen erzählt, des Glühwürmchens Fünkchen, des kleinen Grillenjungen Zirps und des alten Wasserrattenkapitäns Ratz. Alle drei sind sehr unterschiedlich und kennen sich zu Beginn der Erzählung nicht; dennoch verbindet sie, dass sie alle im Glühwürmchental leben, dass sie alle dank ihrer großen Träume nicht wirklich so leben, denken und handeln wie die anderen Mitglieder ihrer Gattung es tun, dass sie Träume hegen, die fast ein wenig zu groß für sie sind – und dass sie die Riesen (uns Menschen), die auch hier leben, nicht nur fürchten, sondern dass sie auch neugierig und wissbegierig auf sie sind. Sie hinterfragen, was andere ihnen eintrichtern. 

Hier sind drei – von der Statur her – kleine Helden, die den Dingen, teilweise mit sehr viel fröhlichem Wirbel, auf den Grund gehen. Dabei ticken sie nicht unliebsam aus der Reihe, wie das leider in so vielen anderen Kinderbüchern bejubelt wird, sondern bleiben höflich und respektvoll den anderen gegenüber, ohne dabei ihren eigenen Träumen untreu zu werden. Sie loten den für sie richtigen Weg zwischen Sehnsüchten, Kummer und Lebenslust und dem Respekt gegenüber dem Leben der anderen aus. Und so entsteht ein großes, unglaubliches, mutiges Freundschaftsabenteuer, bei dem schließlich alle gewinnen, insbesondere die Leser. Am Ende dann, wenn es einen Moment so scheint, als bliebe nun alles stehen, sei alles vollbracht, beginnt etwas ganz Neues, die Freunde brechen zu neuen Erlebnissen auf, was uns verspricht, dass das Leben immer weiter geht und spannend bleibt, wenn wir nur selbst nicht stehen bleiben. 

In dieser Geschichte werden Freunde verloren und gewonnen, es wird Mut bewiesen und Dummheit eingesehen, Hoffnung wird nicht in den Wind geschlagen, sondern als Fixstern bei der Navigation durch das Leben genutzt. Können durch und durch liebenswerte Helden jungen Lauschern und Lesern eine schönere Botschaft mitgeben? Ich glaube kaum. 

Diese Geschichte driftet von einem endlos scheinenden Sommer in eine neue, kältere, dunklere Jahreszeit und nimmt uns so mit in eine Zeit, in der Behaglichkeit durch Zusammenrücken und Aneinanderkuscheln neu entsteht. Kein besserer Zeitpunkt also, sie mit seinen Kinder zu lesen als jetzt. 

 Alison McGhee: KOMM, WIR FLIEGEN ZUM MOND. Die großen Abenteuer von Fünkchen und Zirps. Mit traumhaft stimmungsvollen, fast realistisch anmutenden Bildern von Christopher Denise.  Hanser. #_ISBN_978_3_446_25301_8. Fester Einband, 256 Seiten. Zum Vorlesen ab 5 Jahren. 17,- €

LESEWEIS® schätzt:

  • kleine Wesen als Helden für Kinder 
  • große Themen des Lebens für Kinder
  • höfliche Helden für Kinder – mit Respekt für ihre Umwelt
  • lebendige, kluge Sprache mit Witz für Kinder
  • das ganze Leben, mit Leid und Freud, doch der Hoffnung als Leitstern in Büchern für Kinder
  • Respekt und Toleranz, Neugier und wacher Blick dem Fremden und Neuen gegenüber als Leitbild im Kinderbuch