Abteilung für umdamenhafte Aktivitäten

Teil 1 Spionieren ist (k)ein Kinderspiel

Großartiger Spionageroman für Leserinnen und Leser ab 12 Jahren. Robin Stevens brilliert in diesem neuem Serienauftakt erneut mit Intelligenz, Spannung, Engagement und fabelhaft verwobener Erzähltechnik. So sollten Bücher geschrieben sein.

© Knesebeck-Verlag

Krimis für Kinder. Und dann auch noch mit echten Morden! Ich war bereits beim Auftakt von Robin Stevens’ WELLS & WONG-Reihe kritisch, ob das sein sollte oder nicht. Die großartige Erzähltechnik der Autorin jedoch, ihr Einbetten der Geschehnisse in die Zeitgeschichte und ihr Schwerpunkt auf die Aufdeckung der Wahrheit überzeugt mich seither von ihren Büchern, und ich freue mich zusammen mit allen ihren Fans riesig, dass eine neue Reihe von ihr startet, die die Geschichte der beiden Jungdetektivinnen Daisy Wells und Hazel Wong im Hintergrund sogar weiterführt. 

Oder sollte ich „im Untergrund“ sagen? Doch ich will nicht zu viel verraten. 

Auf jeden Fall ist nun Hazels jüngere Schwester May an der Reihe die Hauptfigur zu sein. Das aufmüpfige Mädchen möchte unter keinen Umständen als zu jung dafür gehalten werden, als echte Spionin arbeiten zu dürfen. Doch ist sie gerade mal 10 Jahre alt. Allerdings hat sie von ihrer großen Schwester Hazel und deren bester Freundin Daisy viel gelernt und so macht sie sich auf eigene Faust auf nach London. Was kein ungefährliches Unterfangen ist im Dezember des Jahres 1940, als London permanent unter Bombenbeschuss der Nazis ist. May gerät schnell in turbulente Verstrickungen. Sie lernt den bedächtigen deutschen Jungen Eric kennen, der ebenfalls in den Kriegswirren „verloren gegangen“ ist und gemeinsam schmuggeln die beiden sich in einem Haus auf dem Lande als Evakuierte ein, in dem sie einen Spion für die deutsche Sache vermuten. So geraten sie mitten in Fionnuala O’Malleys reiche Familie, die ihren Onkeln genausowenig traut wie die beiden Jung-Spione. Was jedoch nicht heißt, dass die drei Kinder sich auf Anhieb verstehen. Im Gegenteil, die drei müssen sich erst zusammenraufen und rutschen erst dann zusammen, als es im Haus zu einem grausamen Mord kommt. Nun beginnen sie auch noch als Detektive auf eigene Faust zu ermitteln und geraten immer tiefer in die Verstrickungen, Ängste, Betrugsversuche und Rachegelüste, die insbesondere ein Krieg mit sich bringt. 

Ich finde dieses Buch für junge Leser ausgezeichnet, da es ein Plädoyer gegen Gewalt, gegen Mord und gegen Krieg ist. Ein Satz wie „Das ist genau das, was wir verhindern wollen. Menschen dürfen nicht so sterben müssen, so grundlos…“ rückt die Taten und Geschehnisse, die Ängste und das Leid der Figuren im Buch in das einzig richtige Licht. Wie die verschiedenen Kinder sich zusammenraufen und bei allen anfänglichen Aversionen zusammenhalten, ist der leuchtende Gegenentwurf zu dem, was in unserer Welt immer wieder geschieht. Ein sehr gutes, fabelhaft recherchiertes und engagiertes Buch. 

Robin Stevens, Abteilung für undamenhafte Aktivitäten.
(1) Spionieren ist k(ein) Kinderspiel. 
Aus dem Englischen übersetzt von Ulli und Herbert Günther. Knesebeck Verlag, 2023. 376 Seiten. ISBN 978-3-95728-620-8. Ab 12 Jahren