Da hier bei LESEWEIS® so viele bildende Künstler:innen mitlesen (berufsmäßige Illustrator:innen wie junge, vielversprechende Talente aller Art!), muss ich euch unbedingt auf dieses grandiose Buch hinweisen, das einen faszinierenden Kunst-Kursus ins Buchformat packt. Zeichnen und Malen von Pflanzen: Für Erwachsene und Jungendliche
Blumen malen… Vermeintlich das, womit wir alle schon als Kind unsere Malerkarriere beginnen. Was botanische Kunst tatsächlich bedeutet, führt uns dieser dicke, zauberhaft schön gestaltete Band vor Augen, mit dem nicht nur angehende Künstler:innen eine Menge lernen können.
In einem ausführlichen Einleitungskapitel werden uns die ältesten erhaltenen Pflanzenbilder vorgeführt, wir bekommen Einblick in private Sammlungen, sehen, wie Menschen sich mit Bildern von Pflanzen umgaben und damit sogar meditierten. Seit Jahrhunderten sind diese fragilen Wesen Künstlern Metapher für die Vergänglichkeit des Lebens und damit für die Tiefe des Lebens überhaupt.
Was dann folgt, ist ein ausführlicher Kursus zum eigenen Zeichnen und Malen von Pflanzen. Material und Geräte werden erklärt, geeignete Linien, Schraffuren, Papiere, Texturen und ebenfalls die richtigen Farben und Farbmischungen. Es wird folglich an vielen einzelnen Schritte erläutert, wie bestimmte Teile bestimmter Pflanzen zeichnerisch aufgebaut werden. Anatomie der Pflanzen ist ein großes Thema. Die Inspiration aus der Natur ist schier unbegrenzt. Kaum fassbar, wieviel verschiedene Formen, Konstrukte, Farben sie hervorbringt! So ist eine ausführliche Systematik, fantastisch bebildert, ebenfalls über viele Seiten hinweg in dieses Buch eingefügt. Pilze, Farne, Moose, Algen… sind nur einige der hier genannten Pflanzen, die man neben Blumen und Bäumen oft erst einmal vergisst. Und dann arbeiten wir uns kapitelweise von den Wurzeln bis hoch zu den Blättern und Blüten. Wer den voluminösen Bildband durcharbeitet, erhält neben einer Fülle von Informationen sehr viele wertvolle praktische Übungen zum Zeichnen und Malen von pflanzlichen Details, Formen und Oberflächen und zugleich, so scheint es, ein nachgeholtes, spannendes Studium der Pflanzenkunde. Ich weiß nicht, welche Bücher es zur Botanik für Künstler noch gibt, doch würde ich mal sagen, hier liegt ein neues Standardwerk vor. Das obendrein auch für Leute, die nicht malen, in seinem Detailreichtum und den wunderbaren Bildern ungeheuer faszinierend ist.
Mich persönlich freut ungemein, dass ausgerechnet der Weißdorn zur praktischen Übung im Zeichnen von Wurzeltentakeln und verholzten Strukturen herangezogen wird, dass Wildblumen und Kiefern einen Schwerpunkt einnehmen, dass auch Bildkomposition ein Thema ist (Landschaften mit Bäumen), ebenso wie die verschlungenen Muster der Farne, der Aufbau von Zapfen, das Gespiegelte in Blüten und die fraktalen Verzweigungen von Blütenständen. Wie gesagt: Phänomenal detailreich.
Mit umfangreichem Glossar im Anhang.
Sarah Simblet: BOTANIK FÜR KÜNSTLER. Pflanzen zeichnen und malen.
Aus dem Englischen von Eva Sixt. Dorling-Kindersley Verlag, 2021. Gebunden. Bildbandformat. 256 Seiten. Mit Glossar und Register. ISBN 978-3-8310-4151-0.
Für Erwachsene und junge Künstler:innen