Lüttenweihnachten

Rauhnachtszauber

Aufbau-Verlag

Mit dieser Geschichte kann man wunderbar in den Zauber der Raunächte einsteigen. Die kleine, sehr alte Geschichte, die man schon kleineren Kindern, dann aber in eigenen Wirten, erzählen kann, bedient sich des Motivs der sprechenden Tiere. Angeblich können Menschen und Tiere sich in den Raunächten ja verstehen. Als kleine Aufmerksamkeit an die Tiere gab es dann wohl im Norden Deutschlands, wie hier auf der Insel Rügen, den schönen Brauch, am Tag vor Weihnachten bereits den Tieren im Stall ein kleines Weihnachtsfest (Lüttenweihnacht) zu bereiten. Auch ihnen einen geschmückten Tannenbaum hinzustellen. Natürlich war dies von Obrigkeitsseite unerwünscht – alter Aberglaube. Zudem holte man sich den kleinen Baum für die Tiere dann heimlich aus dem Forst. In dieser Geschichte von Hans Fallada geben die Alten einer Gruppe Kinder heimliche Hinweise, dass es an diesem Nebeltag so weit wäre, heimlich mit Säge in den Forst zu schleichen, da der Förster sie da vielleicht nicht erwischt. 

Wunderbar sind die Geräusche im Nebel beschrieben, wenn man sich heimlich darin herumschleicht und auch noch etwas nicht ganz und gar Rechtes vorhat. Zudem hört man auf einer Insel immer auch noch die Brandung. Und dann noch ein ganz seltsam unheimliches Geschrei. Geister? Die Seelen der Toten? Die Gespenster der im vergangenen Jahr Ertrunkenen? Doch dann weitet sich der Himmel, und die Kinder sehen die Wildgänse, die auf Rügen zwischenlanden. Und sie sehen noch viel, viel mehr. Menschliches. Weihnachtliches. Zauberhaftes.

Zwar spricht hier kein Tier. Doch öffnet sich die Tür zu ihrer Welt hier schon ein bisschen, aus dem einfachen Grund, weil die Menschen in diesen Tagen bereit sind, das Weihnachtsfest mit ihnen zu teilen. 

Hans Fallada: LÜTTENWEIHNACHTEN

Meine Ausgabe: Aufbau-Verlag, 2005. Mit zauberhaft nebeligen Illustrationen von Willi Glasauer. ISBN 978-3-351-04066-0. 24 Seiten. Ab 5 Jahren. In dieser Ausgabe derzeit nur noch gebraucht erhältlich