Vom Esel, der keine Geschichte hatte

Auch Stefanie Taschinskis neue, so liebenswerte Kinderbuchfigur tapst in den Wald. Etwas traurig und verwirrt. Doch wach erstaunt und reich beschenkt geht es am Ende im Eselsgalopp wieder nach Hause. Eine kleine, weise Geschichte über das, was in einem steckt. Hinreißend illustriert von Julia Christians. Wir vergeben den LESEWEIS®-Kinderzimmerschatz für besonders wertvolle Kinderbücher, die in keinem Kinderzimmer fehlen sollten.

Unsere Auszeichnung für Bücher,
die in keinem Kinderzimmer fehlen sollten
© Oetinger-Verlag

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Ich danke Stefanie Taschinski ganz herzlich, dass sie mir ihr Bilderbuch-Debüt hierher in den Wald geschickt hat. Direkt in die LESEWEIS®-WaldWerkstatt. Mit hängenden Ohren kam ihr kleiner Esel hier an. Doch zum Glück können diese klugen Tiere mit ihren Lauschern wunderbar wackeln und auch sehr gut zuhören. (Wer im Wald nicht lauscht, nun, der ist in vielerlei Hinsicht selber Schuld…) Und nun habe ich hier einen äußerst glücklichen Esel. Einen echten Seelenverwandten.

Eigentlich lebt Esel auf einem Bauernhof. Da gibt es noch Gans, Hund und Schaf. Und die haben so spannende Geschichten zu erzählen. Was die schon alles erlebt haben! Esel steht abseits. Weil er… nun man könnte sagen, weil er schüchtern ist… Tatsächlich ist er lediglich nicht so ein Aufschneider und Angeber wie die anderen. Mit seinem I-A zuckt er gewissermaßen die Schultern. Er bittet die drei um Lieder, Aufgaben oder Abenteuer für sich. Doch die behaupten, so etwas gäbe es für Esel nicht. 

Es ist so bewegend, wie sich dann refrainartig wiederholt: „Esel wackelt mit den Ohren. Linkes Ohr. Rechtes Ohr…“ — Schon wie kleinsten Leser spüren in diesen Momenten förmlich, dass sich da trotz aller eseliger Langsamkeit etwas bewegt. Etwas Wunderbares. 

Wie schon gesagt, macht Esel sich schließlich allein auf in den Wald. Das erste Wunder, das ihm dort begegnet, ist das Lied des Schwans, das offenbar außer ihm niemand je hören konnte. Und Schwan ist nur der erste, der Esels wahre Qualitäten erkennt. Ich wünschte fast, Esel würde im Wald bleiben, bei den Tieren, die ihn respektieren, seinen neuen Freunden. Doch für ein wahres Happy End muss er natürlich auf den Hof zurück. Und jetzt staunen die Angeber nicht schlecht…

Aufgrund ganz einfacher, rhytmischer Sprache und wunderbarer Bild-Wort-Setzung auf jeder Seite ist dieses Buch besonders schön auch schon kleineren Kindern (KiTa-Alter) vorzulesen oder gar szenisch im Kindergarten umzusetzen. Doch auch im besten Zweierteam der Welt (Mama:Kind oder Papa:Kind) ein Schmuckstück von Buch besonders für die leiseren Kinder. (Damit meine ich die klügeren, die erst einmal abwarten, bevor sie aktiv werden.)

Stefanie Taschinski, Vom Esel, der keine Geschichte hatte
Hinreißend illustriert von Julia Christians. Oetinger, 1. Auflage 2021. Bilderbuch. Gebunden. 28 Seiten. ISBN 978-3-7891-4808-8. Ab 3 Jahren.