von Octavie Wolters
Es liegt in der Art, wie wir die Dinge betrachten. Schauen wir mit Liebe auf die Welt, sehen wir ihre Schönheit. Wie der Star in dieser Geschichte. Der es sich zur Aufgabe macht, für alle zu singen, die ihm lauschen. Er singt über die Schönheit in der Welt und hofft auf diese Art, die anderen auf sie aufmerksam zu machen.
Es ist ein poetisches Bilderbuch in bezaubernder Scherenschnitt-Optik, bei der nur der Schnabel und die Füße des kleinen schwarzen Vogels ein gelbes Fleckchen Farbe zeigen. So bleibt der Fokus des Betrachters auf der frohen, bescheidenen Haltung des Stars. Die schlichten Worte der Erzählung und die knappen Wortwechsel mit anderen Vögeln verraten den Lesern, dass jedes Lebewesen etwas hervorheben kann, was in dieser Welt ganz besonders schön ist und deshalb unbedingt besungen werden sollte. Etwa die Bäume, die zwischen Erde und Himmel die Luft tragen; oder die Dunkelheit der Nacht, die sich aus ganz vielen Farben zusammensetzt; oder die Schönheit raschelnder Blüten im Wind, wenn sie auch längst verdorrt sind.
Ich mag an diesem Buch so sehr, wie es uns ganz leise antippt und flüstert: Schau doch auch hin. Schau einfach hin, wie schön alles ist.
Liegt da nicht ein Hauch Astrid Lindgrenscher Weisheit drin?
Jedenfalls können wir weder zu jung, noch zu alt für so ein Bilderbuch sein.
Octavie Wolters: Das Lied des Stars. Aus dem Niederländischen von Eva Schweikart. Freies Geistesleben, 2023. Gebunden. Großes Format. 28 Seiten. ISBN 978-3-7725-3117-0. Für Jung und Alt.