Etwas Schwarzes

Diese Erzählung kommt aus dem Iran. Und mit einem Augenzwinkern erzählt sie uns, dass die Menschen überall auf der Welt doch irgendwie gleich sind. In diesem Fall genauer gesagt: die Tiere. Eine wundervolle Parabel über die Angst vor dem Fremden, die alle in heillose Panik stürzt. Ja, „die“, denn es ist die Angst, die für das Chaos sorgt, nicht das Fremde…

© Baobab Books

Eines Morgens entdecken verschiedene Tiere des Waldes, der an diesem Tag in allen Farben schillert, etwas Kleines, Schwarzes. Der Leopard hält es für einen seiner Flecken, den er verloren haben könnte. Der Rabe für ein Stück vom Himmel, das heruntergebrochen ist. Der Fuchs glaubt, es sei ein Stück vom Schleier der Prinzessin — und so geht es weiter. Tier für Tier entdeckt aus der Ferne das schwarze Etwas. Ohne nachzuschauen, um was es sich dabei tatsächlich handelt, läuft jedes von ihnen los, und berichtet von der großen Gefahr, die davon ausgehen muss. Und so wird das Tohuwabohu im Wald immer größer. Ausgelöst durch eine Sorge, die der Sache nicht auf den Grund geht. Dabei könnte, wie der Autor es so schön bemerkt, das schwarze Ding ja auch „etwas Liebenswertes, etwas ganz und gar Ungefährliches“ sein. 

Eine Parabel auf die Menschheit und ihre Scheu davor, sich etwas Fremdes erst einmal näher anzuschauen, statt unbegründet Alarm zu schlagen. (Heute gern erweitert um die Lehre, dass auch im wirklichen Gefahrenfall Angst eine schlechte Ratgeberin ist und nur der besonnene Blick der Wissenschaft, ihr Rat und dessen Befolgung hilft, eine Gefahr abzuwenden und zu überwinden, aber dies ist eine andere Geschichte…) Die Illustrationen des Buches sind meisterhaft schön. Viel Bunt und etwas Schwarz auf weißem Hintergrund. Mich erinnern sie ein wenig an Hundertwasser und an die Märchen von 1001 Nacht.

Reza Dalvand: ETWAS SCHWARZES 

Ein Bilderbuch aus dem Iran
Aus dem Persischen von Nazli Hodaie 

© 2017 Baobab Books, Basel. 2. Auflage 2020
32 S., gebunden, Format 30 x 20 cm. ISBN 978-3-905804-81-2