Dracula

Jetzt aber mal Schluss mit den Grusel-Spielchen rund um Halloween. Wer sich wirklich gruseln will — und das ist nicht immer ein angenehmes Gefühl — sollte auf das Original zurückgreifen: Bram Stokers Dracula.

© Coppenrath

Düster und tiefschwarz liegt der Klassiker neben mir. In einer wirklich fantastisch gestalteten Schmuckausgabe des Coppenrath-Verlags, durch den die Schatten des Schreckens durch die Seiten zu wandern scheinen.* Nicht übertrieben, sondern im genau richtigen Maße, durch kleine Schmuckelemente gestaltet: schattenhaft realistische Illustrationen, gezeichnete Krabbeltiere, die hier und da über die Seiten zu flüchten scheinen, wechselnde Dokumentenstile. Eignet sich doch auch kaum etwas besser zur abwechslungsreichen Gestaltung als ein Gesellschaftsroman aus dem 19. Jahrhundert, in dem sich Briefe, Tagebucheinträge, Zeitungsanzeigen und wissenschaftliche Studien miteinander abwechseln. 1897 erschien Bram Stokers Meisterwerk des feinen Grauens, das uns bis heute Gänsehaut in den Nacken streicht. Geboren in einer Zeit, in der insbesondere die Menschen in Neuengland in Panik vor Vampiren lebten und anfingen „verdächtige“ Leichen zu exhumieren um ihre Herzen zu verbrennen, feuerte die Geschichte des Iren den Vampirglauben erst so richtig an und schuf eine Gestalt, die aus der Literatur und der menschlichen Kultur überhaupt nicht mehr wegzudenken ist: Graf Dracula. Im Original kein bisschen lustig. 

Wer gern Halloween feiert und sich womöglich gern als Vampir kleidet, sollte das Original kennen, gelesen, durchlitten und genossen haben. Wer dieses Buch liest und sich nachts noch allein aus dem Bett traut, hat die leseweise Feuertaufe für Halloween bestanden. Doch, Spaß beiseite, es ist wirklich fulminant, dieses Meisterwerk der Gruselliteratur zu lesen. Vor allem, wenn das Buch so wunderschön gotisch tief gestaltet ist wie hier. Wie wir das von den Schmuckausgaben des Coppenrath-Verlags schon kennen, liegen auch noch einige aufwändig gestaltete Extrablätter in den rund 430 Seiten versteckt. Eine Karte Transilvaniens können wir entfalten, ein Infoblatt über die Geschichte der Bluttransfusion und neben so einigen weiteren auch noch eines, das wir nervenschonend lesen und sogar nachmachen können: Das Rezept für Minas Paprikahendel gleich zu beginn des Romans. Als wir uns noch in relativer Sicherheit wiegen…

Coppenrath hat einem Klassiker, der in jeden Haushalt von Welt gehört und bis heute atemberaubend zu lesen ist, eine überaus würdige Gestaltung verliehen. Düster, schillernd, schwarz, silber, rot. Die Angst und die Faszination einer ganzen Epoche funkelt uns schon vom Buchrücken aus an, der manch einen jungen Leser naseleseweis zum Bücherregal schleichen lassen wird. Doch DRACULA ist keine Geschichte für Kinder. Ich blicke auf das schwarze Buch neben mir und entscheide, den Klassiker, der mich mit 20 das Fürchten lehrte, dieser Tage wieder zu lesen. Süßes oder Saures? Nein, wenn schon dann: Albtraum oder Wirklichkeit?— Lesechallenge: Wer von euch macht mit?

Bram Stoker, Dracula.
Illustrierte Schmuckausgabe. Mit 10 aufwändig gestalteten Extras. Inklusive Filmposter. Vollständige, ungekürzte Ausgabe. Nach einer alten Übersetzung überarbeitet von Martin Engelmann.
Coppenrath, 2022. 432 Seiten. ISBN 978-3-649-64224-4. Für mutige Erwachsene.

* Ein geniales Geschenk, für Leser, die gerade jetzt in dieser Zeit Geburtstag haben.

Düster und tiefschwarz liegt der Klassiker neben mir. In einer wirklich fantastisch gestalteten Schmuckausgabe des