Anton und der Gargoyle

Gruselig…so ein Gargoyle. Oder vielleicht doch nicht?

In Filmen über den Glöckner von Notre Dame tragen sie zum Gruseln bei, diese uralten steinernen Fantasiefiguren auf dem stolzen Gemäuer. Sie scheinen direkt der Hölle entsprungen mit ihren fiesen Fratzen und furchteinflößenden Krallen, Flügeln und Profilen. 

Hier haben wir ein bezauberndes, warmherziges Bilderbuch, in dem in einem kleinen hübschen Wohnhaus in USA eines Morgens so ein Gargoyle aus einem alten Steinei schlüpft…

Ich bin hin und weg, wie diese Geschichte nur in Bildern erzählt. Kein einziges Wort steht hier. Und doch können wir selbst komplexe Details dieser Geschichte verstehen, die vor Antons Geburt zurückreicht und bis nach Paris, wo Antons Großmutter heute noch lebt. Alte Fotos auf dem Kaminsims erzählen von Papas und Mamas Aufenthalt in Paris vor vielen Jahren. Wer genau hinschaut, entdeckt das steinerne Ei, das Antons Mama als junge Frau plötzlich in der Hand hält, nachdem sie Notre Dame besichtigt haben. Vermutlich sehen wir aber zuerst das zerbrochene Ei auf Antons Nachttisch und verfolgen von da an seine wachsende Freundschaft zu dem Wesen, das da ausgeschlüpft ist. Wir können vor und zurück blättern und so immer noch mehr verstehen. 

Es ist eine Geschichte von Freundschaft, Sehnsucht, Heimweh; von Sorge, von Mitgefühl, von Traurigkeit und von Freude; von Schönheit, Tatkraft und Liebe. Ganz viel Liebe. Vergessen wir für dieses Mal das Gruseln. Und schauen etwas genauer hin. Was sich bei einem Buch, das ohne geschriebene Worte auskommt ohnehin rentiert. Warmherzige Geschichte um ein kleines Fantasiegeschöpf. Zum Einkuscheln schön. 

Jo Ellen Bogart und Maja Kastelic: Anton und der Gargoyle.
NordSüd, 2023. 54 Seiten. ISBN 978-3-314-10656–9. Ab 4