Vielleicht hundert Katzen… reisen auf einer Wolke hoch über der Erde. Das muss man sich erst einmal trauen! Eine komplett andere Geschichte. Ein Katzen-Fantasy-Märchen vom Feinsten. Klug, witzig, breit. Katzenkenntnisreich und in sehr guter Sprache erzählt. Ab 9 Jahren.
Rolf Thum: DIE WUNDERSAMEN WOLKENGESCHICHTEN. Larimar-Verlag. #_ISBN_978_3_931569_22_8. 350 dicht bedruckte Seiten. Softcover. Viel Lesestoff. LW_Ab_9_Jahren. 12,75 €
Eine unglaubliche Geschichte. Besonders auch für die Gattung der Katzenliebhaber, die ja oft identisch ist mit der der Leser. Da erfährt man zum Beispiel wie das noch vor Beginn des finsteren Mittelalters mit den Katzen bei uns überhaupt war. Die besonders schönen vierbeinigen Menschenfreunde wurden nämlich vor langen Jahrhunderten von Fremden überhaupt erst in unsere Breitengrade eingeschleppt. Aus ihren warmen, sonnigen Länder geraubt und hierher zu uns gebracht. Kein Wunder, dass es da manch einen Kater, wie Quax, die Hauptfigur unseres katzenpersonalreichen Romans hier, zurückzieht in die alte Heimat, und er mitten im Winter versucht, sich nach Palmyra in Syrien durchzuschlagen.
Hier möchte folglich jemand in die genau entgegengesetzte Richtung fliehen wie zur Zeit so viele Menschen. Macht nachdenklich, wie andere Zeiten alles umkehren können, und dieses Buch unbeabsichtigt noch einmal hoch aktuell. Denn auch Kater Quax hat es nicht einfach, sein Vorhaben durchzusetzen. Zunächst einmal ist Winter, die Wanderung zurück nach Syrien wäre für den Vierbeiner viel zu gefährlich.
Zu seinem Glück – oder Unglück, wie sich noch herausstellen wird – trifft Quax auf den Magier Ortwin und dessen Kater Hieronymus. Die beiden sind im Besitz eines wertvollen Zauberbuchs, das von keinem Geringerem als dem berühmten Merlin verfasst worden sein soll. Mit einer speziellen Brille können Menschen wie Katzen dieses Buch entziffern. Ortwin möchte mithilfe des Buchs einen geheimnisvollen Wolkenstoff zaubern, mit dem er über die Welt reisen kann. Niemand rechnet damit, am allerwenigsten Quax selbst, dass gerade er dem Magier das letzte Rätsel entschlüsseln wird, um den Wolkenstoff tatsächlich herzustellen.
Unsere Geschichte wird literarisch einmalig, als der Zauberer und mittlerweile eine Menge weiterer Katzen die ersten Probeflüge mit dem Wolkenstoff machen. So etwas hat man in der Literatur schlicht noch nicht gelesen. Lässt man sich darauf ein, darf man auf eine ganz außergewöhnliche Art in der Geschichte schwelgen, einer sehr friedlichen Fantasy. Natürlich gibt es auch dunkle Mächte, die ebenfalls an den Wolkenstoff heran kommen wollen. Schon bald stoßen wir überall auf verzauberte Brunnen oder Bäume, bizarre und auch gefährliche Gestalten, die letzten Endes jedoch mehr einer frühwissenschaftlichen Klientel als der üblichen düsteren Fantasy-Welt entstammen.
Eine tolle Geschichte, bei der man oft den Überblick über das große Katzengewimmel verlieren wird und sich zum Beispiel im kätzischen Spiel Mausball und seinen verwirrenden Regeln heillos verheddert. Dies ist aber genau so vom Autor gedacht, denn Katzen … sind einfach so … und behalten selbst bei größter Verwirrung ihre Contenance.
Was für die Gattung der Katzenliebhaber auch noch besonders erfreulich ist: Rolf Thum versteht es, höchst kätzisch zu schreiben. Die ganze Geschichte kommt wie eine stolze Katze daher. Sie hat Zeit, sie entscheidet, wo sie in die Breite geht, wo sie nur mal kurz kratzt, wo sie (köstlich!) verspielt wird und auch, wo sie mal so gar keine Lust mehr hat. Wie kleine Kätzchen springt die Geschichte auch mal hierhin und dorthin, bevor sie sich für eine lange Weile, genau da oder dort niederlässt. Die Charaktere sprechen wie Kater, Katzen und Kätzchen es tun würden, würden sie deutsch reden.
Die WOLKENGESCHICHTEN waren für LESEWEIS® eine Entdeckung der anderen Art, über die ich sehr glücklich bin und die mich überhaupt erst dazu gebracht hat, die Katze zum LESEWEIS®-Tier des Jahren zu machen.