Lisa-Marie Dickreiter im Gespräch mit Konstanze Keller

Liebe Lisa-Marie Dickreiter, lieber Winfried Oelsner, ihr beide seid in Gemeinschaft die Autoren des gerade bei Oetinger erschienen Buchs MAX UND DIE WILDE 7 – Das schwarze Ass. Titel mit Untertitel… das lässt ja schon ahnen, dass die jungen Leser in den Genuss weiterer Max-Geschichten kommen werden. Heißt das, wir dürfen uns auf eine neue Reihe freuen und heißt das weiterhin, ihr habt für den Max von Anfang an „reihenweise“ Abenteuer geplant?

Ja, das stimmt. Wir haben unseren „Max“ von vorneherein als Reihe angelegt, weil wir schon beim ersten „Herumspinnen“ gemerkt haben, wie viel Stoff uns zu ihm und der Wilden Sieben einfällt. Zwar soll jeder Band einen abgeschlossenen Kriminalfall behandeln, aber die Figuren und die Welt, in der sie leben, werden von Buch zu Buch weiter wachsen. Und darauf freuen wir uns sehr!

Ich frage mich, was schwerer ist: einen Einzeltitel zu planen oder gleich eine ganze Reihe? Einerseits gibt einem die Anlage als Reihe ja viel Raum und Zeit, seine Helden langsam zu entwickeln. Man muss nicht gleich alles in den ersten Band packen. Neue Ideen können beispielsweise auch über die Reaktionen der Leser hinzukommen. Oder ist es genau anders herum? Und die Idee für eine sehr, sehr lange, mehrere Bände umfassende Geschichte muss von Anfang an stehen, so dass es möglich ist, zu Beginn natürlich noch nicht zu verraten, was, sagen wir in Band 4 geschehen wird, es aber in Andeutungen in den ersten Bänden doch schon vorbereitet zu haben?

Obwohl die Abenteuer um Max und die Wilde Sieben in einer Reihe erscheinen, ähnelt die Arbeit in unserem Fall eher der an einem Einzeltitel. Denn da jeder Band einen abgeschlossenen Kriminalfall erzählt, müssen wir auf der Plot-Ebene nicht über mehrere Bände planen. Eine wichtige Ausnahme bildet allerdings das Rätsel um das Verschwinden von Max’ Vater. Dieses Rätsel wird Max durch die ganze Reihe begleiten, bis er endlich den wichtigsten Fall seines Lebens lösen kann.

Was für uns auch von Anfang an stehen musste, ist die Entwicklung der Hauptfiguren und auch die Entwicklung ihrer Freundschaft. So gibt es tatsächlich in den ersten Bänden schon Anmerkungen und Hinweise, die wir in späteren Geschichten ausführlicher erzählen wollen. Aber wie gesagt, das geschieht bei uns viel mehr auf der Figuren- und Freundschaftsebene und weniger auf der Kriminalfallebene.

Macht ihr euch von Anfang an Gedanken, ob eure Helden, sprich Max und natürlich auch das köstliche Trio unangepasster Senioren, von Band zu Band reifen, älter an Jahren wie an Erfahrungen werden sollen? Oder steht bei Kriminalreihen, zu denen MAX ja zählt, eher der Fall im Vordergrund? Ein Phänomen von Jungdetektiven, die auch in 40 Jahren kaum älter und gar nicht anders geworden sind, obwohl sich ihre Technik rasant weiter entwickelt hat, sind ja die berühmten Drei ???. Besprecht ihr, da ihr ja zu zweit an den Büchern arbeitet, auch über solche Details? Oder lasst ihr sich das Ganze einfach entwickeln?

Ja, wir haben uns von Anfang an Gedanken darüber gemacht, wie sich die Figuren entwickeln werden. Das gilt vor allem für unseren Max, denn als fast zehnjähriger Junge hat er ja naturgemäß die meisten Möglichkeiten, sich zu entfalten. Wir wollen Max nicht in seinem jetzigen Alter „einfrieren“. Allerdings können wir uns derzeit nicht so richtig vorstellen, dass Max in unseren Büchern einmal ein Teenager werden wird. Wir liegen da eher in der Mitte. Max wird älter, aber die einzelnen Fälle liegen zeitlich nicht sehr weit auseinander, so dass er noch einige Bände in der Grundschule bleiben kann. Denn unsere Leser-Zielgruppe wollen wir nicht verändern, die bleibt bei Mädchen und Jungen ab acht Jahren.

Was hat euch überhaupt bewegt, MAX als Reihe zu konzipieren? War es der Wunsch des Verlags nach einer neuen, guten Reihe, die gleichsam ansprechend, gehalt- und humorvoll ist? Oder war es ganz allein euer Wunsch, sich mal so richtig mit einer Idee, einer Figurenkonstellation „auszutoben“? Denn genau diese Möglichkeit, denke ich mir, bietet eine Reihe ja.

Vielen Dank für das Lob! Aber die Idee zu unserem Max kam uns ganz spontan, es begann wirklich mit dem ersten Satz: „Ich heiße Max, ich bin neun und wohne im Altersheim.“ Plötzlich hatte Lisa diesen Satz im Kopf – und wir haben sofort losgesponnen. Und schnell gemerkt, dass wir viel zu viel Stoff für ein einzelnes Kinderbuch haben.

Eine literarische Reihe für Kinder – was für schriftstellerische Möglichkeiten bietet die eurer Meinung nach?

Sie bietet uns vor allem die Möglichkeit, uns ausführlich mit unseren Figuren auseinanderzusetzen. Für uns sind sie – und nicht die Plots – das Herz unserer Reihe. Und da uns unsere Figuren mit ihren Ecken und Kanten auch nach zwei Jahren noch weiter ans Herz wachsen, macht es uns großen Spaß, sie immer wieder vor neue Herausforderungen zu stellen – oder sie einfach mal wieder nach Herzenslust streiten zu lassen!

Da wir uns hier bei LESEWEIS® ja liebend gern mit Zahlen beschäftigen (bzw. immer gern beweisen, dass uns auch Zahlen faszinieren…) : Wie viele Bände … wie viele gelöste Kriminalfälle im originellen Seniorenheim Burg Geroldseck … wie viele Auflagen … und wie viele begeisterte Leser wünscht ihr beiden eurem Max? 🙂

Unser Verlag hat bis jetzt drei Bände gekauft. Aber wir haben natürlich noch Stoff für mehr und hoffen, dass der Max jetzt einen guten Start hinlegt. Daher freuen wir uns sehr, dass wir bis jetzt nur positive Reaktionen, vor allem von unseren jungen Lesern erhalten haben. Und wir hoffen natürlich, dass das noch lange so bleibt, auf dass wir Max noch in viele Abenteuer schicken dürfen.

Und da zumindest ich es mir unheimlich schwer vorstelle zu zweit an einem Text zu arbeiten, stelle ich euch noch eine abschließende Reihen-Frage, wenn sie vielleicht auch ein bisschen vom Thema abweicht: stellt ihr euch zum Arbeiten hintereinander an, darf erst Lisa, dann Winfried weiter erfinden bzw. feilen? Oder seid ihr tatsächlich die ganze Zeit gemeinsam an eurem Text dran? 😉 So fröhlich und pfiffig schon euer erster Max-Band daher kommt, glaube ich ja persönlich Zweiteres (aber schon Kai Lüftner hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Leute die Interview-Fragen stellen, sich ihre Fragen üblicherweise nicht selbst beantworten, deshalb warte ich nun brav ab, was ihr zwei mir und allen LESEWEIS-Lesern erzählt.)

Es freut uns sehr, dass du aufgrund des Textes Zweiteres vermutest, aber wir schreiben nicht Satz für Satz gemeinsam. Unsere Zusammenarbeit kann man vielleicht am besten mit einem Ping-Pong-Spiel beschreiben: Beim ersten Plotten, werfen wir uns gegenseitig die Bälle zu und entscheiden, in welche Richtung die Geschichte gehen soll. Dann schreibt Winfried eine Art Drehbuch, in dem er die Szenen ausarbeitet. Den Prosatext schließlich schreibt Lisa. Aber natürlich geben wir uns jederzeit gegenseitig Feedback, so dass die Ideen ständig hin- und herfliegen. Und natürlich machen wir den endgültigen Feinschliff auch wieder zusammen, dann Satz für Satz ☺

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