Band 1 Der goldene Gefährte
Mal eben die brodelnde Natur Islands durchstreifen. Auf dem Rücken kraftvoller Pferde. Nieselregen im Gesicht, und dann der Zusammenprall mit der Magie dieses uralten Stückchens Welt. Auch das ein Traum zum Lesen, gerade wenn sich der Sommer dem Ende neigt. Insbesondere für Pferdejungs und -mädchen ab 10 Jahren.
Sabine Giebken legt mit „Der goldene Gefährte“ einen superschönen Serien-Auftakt hin, der jungen Pferdenarren eine Menge Futter bietet. Die Landschaft Islands lässt uns leichter atmen. Die Geheimnisse des Landes wohlig erschauern. Fenja lebt auf dem Pferdehof ihrer Eltern und die Herde ihres Vaters tröstet sie über einige Verluste hinweg, die sie gerade tragen muss. Ihre Großmutter ist gestorben, die große Schwester ausgezogen, die Freundin auf Weltreise, ihr Lieblingspferd nach Deutschland verkauft. Da nützt es nicht viel, wenn ihr Vater ihr rät, ihr Herz eben nicht an einzelne Pferde zu verschenken. Doch dann geschieht Seltsames.
Ist es die Unruhe in der Herde, die Fenja erstmals auf die Verborgenen aufmerksam macht? Ein Volk, das neben den Menschen auf Island lebt, das mit denen jedoch möglichst wenig zu tun haben möchte. Oder befeuert ihre Begegnung mit einem eigentümlichen Mädchen, das die ausländischen Gäste des Pferdehofs nicht sehen können, ihre Fantasie? Könnte es sein, dass das Huldufólk wiedergekehrt ist, um das Pferd zurückzuholen, das sich der Legende nach unrechtmäßig im Besitz der Menschen befindet? Das Pferd der Anderswelt, das sich der mitternächtliche Reiter zurückerobern möchte, lebt es in Fenjas Vaters Herde?
Neben der atemberaubenden Atmosphäre und der Prise Humor dieses Buches, die durch die augenzwinkernde Betrachtung der angereisten Touristen entsteht, beeindruckt mich die Geschichte besonders durch eine Botschaft, die wie ein reiterloses Pferd auf dem Trail mitgeführt wird: Fenja erfährt zunehmend, dass sie mitnichten von allen verlassen ist. Ihre Schwester fängt in der entfernten Großstadt an für sie zu ermitteln, Großmutters Geschichten fangen jetzt erst richtig an um Fenja herum zu leben und das Mädchen aus dem Volk der Huldu ist Fenja ähnlicher als die verreiste Schulfreundin. Allein ist niemand, der sich anderem öffnet.
Ein guter Pferderoman, der von Seite zu Seite rasant zulegt. Ich freue mich auf eine Fortsetzung.
P.S.: Seit „Britta“ und „Bille und Zottel“ in den 70er und 80er Jahren hatte ich keine Pferdebücher mehr gelesen. Obwohl ich damals ein echtes lesendes Pferdemädchen war. Nun hat mich die Neugier gepackt, ob Pferdebücher heute immer noch dieses einmalige Gefühl vermitteln, das der Alltagswelt den besten Trost in Form von warmem Stallgeruch, Nüsternschnauben und weichen Mähnen entgegenhält und dabei unsere Flügel auszuspannen vermag wie ein Pegasus. Und ja, ich würde sagen, sie sind zudem tiefer, magischer und witziger geworden. (Was ich natürlich demnächst mal überprüfen werde, sobald ich meine alten Schneider-Serien irgendwo ausgrabe!)
Sabine Giebken, Die Pferde aus Galdur. (1) Der goldene Gefährte Bibliophile, bunte Gestaltung des Buchschnitts. Magellan Verlag 2023. 238 Seiten. ISBN 978-3-7348-4745-5. Ab 10 Jahren