„Wir sollten uns über unsere Fehlschläge freuen, denn sie sind ein klares Zeichen dafür, dass unsere Entdeckungsreise noch nicht zu Ende ist.“
Dieses Buch ist ein Prachtstück. Zauberhaft gestaltet. Aufrichtig und warmherzig erzählt. Humorvoll, manchmal dramatisch, bestückt mit Zitaten aus Darwins Entstehung der Arten und nicht nur deshalb auch noch lehrreich. Der Forscherdrang der jungen Heldin wirkt ansteckend. Und überhaupt ist Calpurnia eine Buchhheldin, wie wir sie uns wünschen. Sie weiß, was sie will: Naturforscherin werden. Sie weiß, dass sie das nicht darf – als junges Mädchen im Jahr 1899, aus vornehmem Hause und zudem die einzige Tochter unter sieben Kindern. Doch ein Mädchen, das es schafft zwischen drei älteren und drei jüngeren Brüdern nicht unterzugehen, und die als einzige keine Angst vor dem beeindruckenden, mürrischen Großvater hat, findet bei allem Respekt einen Weg, ihrem Traum Schrittchen für Schrittchen näher zu kommen. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit erblühen vor den Augen des Lesers, die Tür zu Großvaters geheimem Labor öffnet sich und dann beginnt sich ihr eine Welt zu erschließen, die fantastischer nicht sein könnte – obwohl sie im Garten, auf den Felden und am Fluss vor ihrem Hause befindet. Leser, die sich mit Calpurnia die Welt der Naturwissenschaft erschließen, massiv gehindert vom Eigensinn einer auf ganz andere Dinge bedachten Gesellschaft des späten 19. Jahrhunderts, und deshalb nur um so vehementer, werden verändert aus diesem Roman hervorgehen; mit wacherem Blick, größerem Verständnis, Forscherdrang und aufrechterem Rückgrat. Eine Lektüre, die wunderbar unterhält, weise, fröhlich und mutmachend ist. Sagte ich es schon? Dieses Buch ist ein Schatz, nicht nur für junge Leser.
Jacqueline Kelly: CALPURNIAS rEVOLUTIONÄRE ENTDECKUNGEN. Übersetzt von Birgitt Kollmann. Mit zahlreichen, überaus stimmigen Vignetten von keiner Geringeren als Maria Sibylla Merian. Carl-Hanser-Verlag. 2013. #_ISBN_978_3_446_24165_7. Fester Einband, 338 Seiten. LW_ab_12_Jahren. 10,- €