Bené, schneller als das schnellste Huhn

LEIDENSCHAFT FUSSBALL & LESEN
 
Fußball – in Brasilien.
 
„Wir Kinder aber spielen weiter,
bis wir den Ball in der Dunkelheit
nicht mehr sehen können…“
 
Vergleichbar mit unserem Buch des Tages, DAS SPIEL (siehe vorausgehenden Post), ist für mich nur das brasilianische Bilderbuch über Fußball, das schon vor vier Jahren im BaobabVerlag erschienen ist und mit dem ich immer wieder mit Kindern lese und arbeite. Noch ein Stück Fußballkultur, hier aus dem Herzen Brasiliens, das bei allen kleinen Betrachtern zu enormer Kreativität führt. Ein echter LESEWEIS®-Liebling, den ich hier gern noch einmal empfehle:
 
Eymard Toledo,
BENÉ, SCHNELLER ALS DAS SCHNELLSTE HUHN
Baobab-Verlag. #_ISBN_978_3_905804_51_5.
32 Seiten, gebunden, durchgehend farbig illustriert.
#_LW_Ab_5_Jahren. 15,90 €.
 
Die Collagen dieses Buches sind einmalig schön. Ganz schlicht gestaltet, aus Dingen, die in jedem Haushalt anfallen. Eine Serviette, ein Orangennetz, ein paar Bananenaufkleber, etwas Ostergras. Allein damit entsteht ein Brasilien vor unseren Augen, wie es vielleicht viel eher der Realität entspricht, als das, was uns die Fernsehbilder in Kürze zeigen werden*. Schlicht, einfach, arm, warm, von einer besonderen Freiheit, vielleicht von einem leichten Schleier Traurigkeit durchweht.
 
Die Geschichte erzählt von einem Jungen namens Bené, der nicht zur Schule geht, weil er seinen Eltern bei der Arbeit helfen muss. Benés Familie stellt Fußbälle her. Benés Aufgabe ist es, die Bälle zusammen zu nähen, die Mutter bügelt und trocknet die einzelnen Lederstücke, der Vater verkauft die Bälle. Nur so sichert die Familie ihr Leben. Bei aller Kargheit spürt man in jedem Wort und in jedem Bild das Glück, das dieses einfache Leben mit sich bringt.
Bené hat immer einen Ball dabei, er spielt, wann immer er kann. Er trainiert mit den kleinen Affen, die in den nahen Bäumen leben oder mit den Hühnern, mit denen er mehr oder minder notgedrungen um die Wette läuft. Ist die Arbeit getan, spielen die Kinder der Nachbarschaft gemeinsam auf der Straße, bis es dunkel wird. Niemand scheucht sie ins Bett. Sie machen eine „Pelada“. Bei uns würde man sagen, sie kicken noch ein bisschen. Das Wort hat ausnahmslos alle Testlesekinder völlig fasziniert. Ich vermute, weil es von einer Ungebundenheit sondergleichen erzählt, die viele unserer Kinder heute nicht mehr haben. Ohne rührselig zu sein, berührt dieses Bilderbuch auf ganz besondere Weise. Eymard Toledo erzählt im Nachwort, dass Bené zwar erfunden ist, dass ihre Kindheit in Brasilien das Buch jedoch stark inspiriert hat und dass bis heute viele Kinder in diesem großen Land genau so leben wie Bené.
Für mich ist es eins der schönsten Bilderbücher, das derzeit auf dem Markt ist.
 
* Rezension bei LESEWEIS® bereits 2014 kurz vor der WM in Brasilien erschienen.