❤ LESEWEIS®-Lieblingskinderbuchmacherin Kirsten Boie ❤
Er spielt Detektiv. Er spielt Gentleman. Er ist ganz und gar Thabo.
Der Held der neuen Buchreihe begeistert die Kinder landauf landab, weil er aufrichtig ist, weil er fest daran glaubt, Fälle besser aufzuklären als die Polizei, weil seine Geschichte spannend ist und auf einem anderen Kontinent spielt und er uns mit fast vollkommener Höflichkeit von all dem erzählt. Auch ganz ehrlich von dem, was alles schief läuft. Ein Junge wie du und ich eben. Aus einer vollkommen anderen Lebenswirklichkeit. Was uns bei aller wunderbaren Exotik die Seelenverwandtschaft mit ihm entdecken lässt. Junge Leser identifizieren sich im Handumdrehen mit Thabo, dem Waisenjungen aus einem fernen Land in Afrika.
Mit den Geschichten von Thabo übertrifft sich die großartige Kirsten Boie einmal mehr. Sie bringt ihren Lesern beim Erzählen ganz nebenbei eine andere Kultur nah und verbindet so, was zusammen gehört: die jungen Menschen dieser Welt. Wunderbares Lesefutter aus ganz und gar spannendem Erzählhintergrund. Jetzt schon ein Bestseller. Soeben ist Band 3 erschienen. Für Jungen und Mädchen ab 9 Jahren.
Kirsten Boie: THABO. DETEKTIV UND GENTLEMAN. Band 3. Der Rinder-Dieb. Oetinger, 2017. #_ISBN_978_3_7891_2034_3. 334 Seiten. LW_Ab_9_Jahren. 12,99 €
Thabo lebt bei seinem Onkel, der Ranger in Lion Park ist. Sein bester Freund schlägt sich mit seinen Geschwistern allein durch. Und dann gibt es noch Emma, das weiße Mädchen, deren Mutter das Hotel für die Touristen betreibt. Die kleine Truppe hat beschlossen, Verbrechen aufzuklären – und in „Der Rinder-Dieb“ wird sie zum dritten Mal erfolgreich zum Einsatz kommen.
Eigentlich passieren keine Kriminalfälle in der kleinen afrikanischen Gegend um Lion Park. Hier machen Menschen (Weiße) Urlaub und freuen sich, wenn sie auf Safari Löwen sehen. Viele Kinder sind Waisen, da ihre Eltern an Aids gestorben sind. Fußbälle haben sie nicht, sie binden sie sich aus Tüten zusammen. Doch sie leben ihr Leben an heißen Tagen und in bitterkalten Nächten. Sie sind Freunde, sie haben Spaß, sie sind füreinander da. Thabo hat zudem noch eine ganz besondere Freundin: Miss Agatha, Emmas aus England stammende ältliche Tante, mit der er zusammen immer die alten Miss-Marple-Filme schaut.
Da kommt auch seine Begeisterung für Kriminalfälle her und dafür, sich wie ein Gentleman zu benehmen. Ja, man könnte durchaus meinen, hier kommt zusammen, was nicht zusammen passt. Daher auch die köstliche Komik und Unterhaltung beim Lesen. Ausschlaggebend jedoch ist Thabos Begeisterung und die Konsequenz, mit der er seine Wünsche in die Wirklichkeit überträgt. Er erzählt als Gentleman, selten war ein Erzähler so höflich, selten wurden junge Leser mit „Meine Damen und Herren“ angeredet, selten so gut und aufrichtig über die Zustände eines Landes aufgeklärt – und über die ganz privaten Träume und Vorstellungen eines Jungen.
Dieses Mal scheinen sich in Lion Park gleich mehrere ungewöhnliche Dinge abzuspielen. Eine entfernte Siedlung brennt ab. Brandstiftung? Rinder verschwinden. Diebstahl oder gar Schmuggel? Und dann wird zum großen Entsetzen auch noch Miss Agatha entführt. Auf jeden Fall verschwindet sie spurlos. Eine Lösegeldforderung bleibt jedoch – zunächst – aus. Seltsamerweise genau bis zu dem Zeitpunkt, an dem Thabo daran erinnert.
Die Kinder spielen Detektiv. Sie ermitteln ganz wirklich. Bleiben dabei jedoch Kinder. Ohne Superkräfte und Geniehirne. Und es ist auch nicht immer das Mädchen, das am Ende die besten Ideen hat. Was zur Abwechslung für männliche Leser bestimmt sehr schön ist. Hier handeln alle zusammen und aus Spiel wird spannende Wirklichkeit.
Vielleicht mag Afrika für uns der dunkle, unbekannte Kontinent sein, für Kinder ist er nach dieser Lektüre das Land, in dem Kinder sind wie sie, Kinder, die spielen, lachen und manchmal Trost brauchen, Kinder, die mit wenig auskommen, dafür aber einfach mal selbst Jeep fahren, Kinder, die uns ihr Herz öffnen und uns eine ganze Menge zu erzählen haben.
Großartig, herzerfrischend, fröhlich, humorvoll und dabei ein wertvoller Beitrag zum Völkerverständnis, der ganz und gar ohne erhobenen Zeigefinger auskommt – etwas, das Kinder ohnehin nicht nötig haben.