Ja, doch, auch Kurt ist ein Einhorn.
Zu meinen großartigen Idealen des Einhorns ist er sozusagen… ein Gegenentwurf. Und genau deshalb gefällt mir dieses Bilderbuch, das bereits das sechste in einer Reihe um den etwas phlegmatischen Kurt ist.
Wir müssen also nicht alle unsere hehren Vorstellungen des Einhorns begraben, wenn wir den lustigen Geschichten um Kurt und seine Freunde, den Vogel Trill, den Fisch Fred und die Prinzessin Floh folgen; wir müssen uns nur damit zufrieden geben, dass bei Kurt die typischen Einhorn-Eigenschaften lediglich etwas zu kurz gekommen sind. Oder zu breit? Vielleicht ist er auch eine gelungene Mischung zwischen edlem Traditions-Einhorn und plüschigem Konsum-Einhorn. Hat er doch magische Kräfte, in seinem Horn natürlich, ist er dem Wasser in besonderer Weise zugeneigt und ist seine Chefin natürlich eine kleine Prinzessin; zudem ist er (und nun kommt die andere Seite ins Spiel) allerdings behäbig bis faul (plüschig), eher dick als grazil und er pupst Rosenduft…
An dieser Stelle würde ich aufhören das Buch zu empfehlen, wäre Kurt nicht ein Bilderbuchheld, der die Kinder zum Giggeln und zum Träumen bringt. Und der ihnen Vertrauen schenkt. Denn Kurt ist verlässlich. Eine immens wichtige Eigenschaft einer Kinderbuchfigur. Wenn es darauf ankommt, ist er da. Er zaubert Wellen für die kleinen Fische, die doch das Jung-Ninja-Training absolvieren müssen. Und er zaubert Schnee für die Kinderparty der Prinzessin. Vielleicht sind das nicht die allerwichtigsten Heldentaten, doch zumindest wie er die Bienen betört, bevor er endlich sein Nickerchen halten kann, wird für große Freude bei den Kleinen sorgen.
Das Bild von einem Einhorn ist er nicht. Doch eignet sich die köstlich komische Kurt-Reihe ganz sicher, um Kinder von allzuschlimmer rosa Einhorn-Manie nachhaltig zu heilen. Denn Einhörner sind durchaus ganz anders!
Chantal Schreiber: Kurt. Irgendwas ist immer (6) Ellermann, Dressler-Verlag, 2024. 28 Seiten. ISBN 978-3-7514-0117-3. Ab 4