„Dunkle Tannenwipfel ziehen sich hoch bis in den tiefblauen Nachthimmel und kitzeln die weißen Schleierwolken.“
Hast du nicht in der Dunkelheit etwas gesehen? Bewegt sich da nicht etwas vor dem Fenster? Stapft da nicht jemand durch den knirschenden Schnee? Wenn die Eltern uns ins Bett bringen, ist mit dem Leben noch lange nicht Schluss. Ein Trugschluss all derer, die keine Geschichten kennen. Denn jetzt ist die Zeit da tiefer ins Leben zu schauen. Hinter den Geschichten-Schleier. Fremde Figuren kennen zu lernen und Abenteuer zu bestehen. Und womöglich auch gegen unsere Ängste zu kämpfen.
Selma jedenfalls lässt sich nicht schrecken, nicht einmal jetzt im Winter, mitten in den Rauhnächten, wenn es draußen so dunkel ist wie sonst nie. Und so lernt sie die Wintergeister persönlich kennen, drei unheimliche, zottelige Kerle, die draußen vor ihrem Fenster herumspuken und die Dunkelheit nicht mögen. Sie möchten den Winter vertreiben, weil er ihnen Angst macht. Selma erklärt den bibbernden Riesen, was Kinder über die Dunkelheit wissen. Und dass sie in all den Kindheitsjahren gelernt haben, dass sie die Dunkelheit ganz gewiss nicht fürchten müssen. Für ein Kind ist es seither eine leichte Übung, der Finsternis den Schrecken zu nehmen. Und so tanzt Selma mit den Wintergeistern durch den verschneiten Wald.
Ein Bilderbuch, das mit der Angst vor der Dunkelheit spielt, einem Dauerbrenner aus Kindertagen. Es führt uns schonungslos direkt da hin, wo die wilden Kerle wohnen. Das mag gewisse Ängste nehmen oder auch erst schüren. Doch gibt es uns traumhaft lichte Ungeheuer, die im Spiel die Dunkelheit zum Freund machen.
Katja Alves, Amrei Fiedler, Im Winter, wenn es dunkel ist. atlantis, 2023. 20 Seiten. ISBN 978-3-03934-046-0. Ab 5 Jahren und für alle Nacht-Buch-Sammler.