Das Lesen und ich

Kirsten Boies Plädoyer für’s Lesen

Liebeserklärung, Dank und Appell. Höchstwichtige und aufschlussreiche Lektüre für Leseförderer, Erzieher, Lehrerinnen, Politikerinnen, Lobbyisten, jeden Papa und jede Mama…

© Oetinger-Verlag

Sie plaudert vom Lesen, erzählt von dem kleinen Mädchen, das sie war und dem das Lesen die Welt eröffnet hat. Und wenn man ihren wunderbar leichten Worten und Sätzen folgt, wird man mehr und mehr in den Bann dieser sich nachdrücklich entwickelnden Streitschrift gezogen. Denn darum handelt es sich bei dieser handlichen Neuerscheinung aus der Feder Kirsten Boies, nach deren Lektüre man unweigerlich und erst recht für das Lesen und für unsere Kinder kämpfen wird. DAS LESEN UND ICH — ein Geniestreich, ein Meilenstein für die Leseförderung. Dem ich so viele Leser wünsche wie nur möglich. 

Gut, dass die Lektüre handlich und kurz ist.

Gut, dass Kirsten Boie so leicht und unterhaltsam schreibt.

Gut, dass so viel Kluges und Wichtiges auf diesem Raum versammelt ist. 

Denn nichts wichtiger, als wenn eine wichtige Botschaft auch sehr viele erreicht. 

Alle wichtigen Fakten rund ums Lesen mit und für Kinder sind hier enthalten; wissenschaftliche Erkenntnisse neben persönlichen Erfahrungen und gesellschaftlichen Entwicklungen — und vor allem die unumstößliche Quintessenz: Wir alle müssen — zum Wohl unserer Kinder natürlich, aber eben auch für eine gelingenden Gesellschaft — wieder dafür sorgen, dass unsere Kinder bis zum Ende der Grundschulzeit das Lesen wirklich gelernt haben. Was bedeutet, dass sie nicht nur buchstabieren und Silben zu Wörter zusammenziehen können, sondern auch verstehen, was sie lesen, den entzifferten Sätzen Sinn entnehmen können. 

Dieser Appell richtet sich bei weitem nicht nur an die Lehrerinnen und Lehrer der Grundschulen. Damit dieses Ziel erreicht wird, sind viele Institutionen und kreativ Tätige vor und während der Grundschulzeit gefragt und vor allem ein das Lesen unterstützendes Elternhaus. Heute mehr denn je, weil das breite Medienangebot, das auch eine Kirsten Boie nicht im geringsten verteufelt (es ist mir ganz wichtig, das zu betonen), dem Lesen von Büchern den alleinigen Stellenwert beim Hunger nach Geschichten natürlich streitig gemacht hat. Sehr aufschlussreich erläutert Boie, wie wichtig genau dieses Bücher-Lesen in der Entwicklung unserer Kinder neben dem anderen Medienkonsum ist. Und zwar nicht nur in der Entwicklung hin zu fähigen Lesern, sondern vor allem auch zu mündigen Bürgern. Bürgern, die dafür Sorge tragen, dass unsere Gesellschaft sich nicht von populistischen Ideen in die Irre führen lässt, dass Fremdenfeindlichkeit Toleranz Platz macht und Demagogen gegen Wände reden. 

Das Lesenlernen mit Kindern wird in der Praxis noch zu oft als ganz nettes Engagement irgendwelcher gutmeinender Leute angesehen. Wie essentiell wichtig die Bemühungen sind, aus unserem Land (wieder) ein Land der Leser zu machen, in dem nicht mehr jedes 5. Kind am Ende der Grundschulzeit nicht sinnentschlüsselnd lesen kann, macht Kirsten Boies Schrift (und die ebenfalls im Büchlein abgedruckte Rede zur Verleihung der Plakette „Der Förderin des Buches“ vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels) mehr als deutlich. Denn tatsächlich muss das Anliegen zum grundlegenden Lesenlernen eins von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sein.

Kirsten Boie: DAS LESEN UND ICH

Oetinger Verlag. 2020. Hardcover, gebunden, 96 Seiten. ISBN 978-3-7891-1515-8

Für alle, denen das Lesen am Herzen liegt und liegen sollte. Folglich für alle.