„Ich nähe schöne Kleider, mache guten Cafézinho und leckere Broa. Und ich höre den Menschen zu.“
So einfach lässt sich Onkel Flores Konzept gegen einen grau gewordenen Alltag zusammenfassen. Die Geschichte eines Schneiders in einem kleinen Ort in Brasilien wird zu einer kleinen Geschichte bunter Hoffnung in einer zu schnell und zu trist gewordenen Zeit. Eine Geschichte darüber, wie eine kleine Idee, ein bisschen Widerstand und das rechte Tun zur rechten Zeit, das kleine Glück in die Welt zurückbringen kann.
Auch dieses zweite Bilderbuch von Eymard Toledo ist so originell und schön gestaltet, dass es die kleinen Betrachter zur eigenen Kreativität anspornt.
Eymard Toledo: ONKEL FLORES. Eine ziemlich wahre Geschichten aus Brasilien.
Baobab-Verlag. #_ISBN_978_3_905804_72_0. 32 Seiten, gebunden, durchgehend farbig illustriert. Ab 4 Jahre
Erneut entstehen aus buntem Papier und Ausschnitten aus Katalogen schlichte, ergreifende Collagen, die uns in die Atmosphäre eines keinen, eher ärmlichen Orts Brasiliens versetzen, mitten hinein in das Leben der Menschen. Insbesondere in die kleine Wohnung von Onkel Flores, der als einer der wenigen Einwohner des Ortes nicht in der neuen Fabrik arbeitet, sondern seinem traditionellen Handwerk, der Schneiderei, treu geblieben ist. Vielleicht singt er deshalb schon am frühen Morgen Lieder, vielleicht besucht sein Neffe ihn deshalb so gern.
Als Onkel Flores jedoch die Aufträge für Fabriksanzüge verliert, weil es der Fabrik günstiger kommt, ihre grauen Arbeitsanzüge im Ausland zu bestellen, droht Onkel Flores die Arbeitslosigkeit. Doch da hat sein Neffe die entscheidende Idee. Von früher, als die Menschen im Ort noch so gern bunte Kleider trugen, hat Onkel Flores noch jede Menge bunte Stoffe auf Vorrat. Soll er davon doch Vorhänge nähen, damit wenigstens wieder etwas Buntes an die Häuser von Pinbauê kommt. Aus der Idee wird ein boomendes Geschäft. Aus dem bisschen Farbe, das an die Fenster zurückkehrt, wird Motivation: nämlich der Farbe und der Fröhlichkeit insgesamt die Türen wieder weit zu öffnen.
Eine sehr schöne Geschichte, die bewirkt, was sie erzählt. Es passiert genau das Gleiche wie mit dem Vorgängerbuch (Bené, schneller als das schnellste Huhn) – die keinen Betrachter legen kurz nach dem Vorlesen und Betrachten mit buntem Papier, Schere und Kleber selber los. Ausgelöst von den so leicht hergestellt wirkenden Collagen, wagen auch sie es, Zimmer und Landschaften aus Schnipseln herzustellen. Wunderbar, wenn Bücher so ansteckend wirken, denn dann klingt auch die Geschichte noch lange in den jungen Köpfen fort.