Wir haben aus unserer Lektüre über Alexander von Humboldt gelernt: um Genie zu sein, braucht’s auch das Rechnen…
Unentwegt hör ich in meinem Job, dass Mathe einem ja nicht so liegt, man lese und schreibe lieber. Mathe sei langweilig und schwer. Zu viele Leser (die -innen sind bei mir da mitdrinnen – niemand glaubt ja wohl ernsthaft, dass nur Jungs und Männer lesen, chrm-chrm…) denken, dass sie auch ohne das ungeliebte Fach zum brillanten Geist aufsteigen können. Ja, mag sein…, aber zur Universalgelehrten reicht es dann eben nicht.
Ein Buch, das schon im Titel betont, dass es KEIN Mathebuch ist, kam mir da gerade recht. Denn natürlich will dieser Titel etwas ganz anderes hervorheben: Mathe ist so viel mehr und so viel spannender, als wir Leseweisen das manchmal vom verwirrenden oder langweiligen Unterricht her glauben. Mathe – das ist auch Orientierung im Raum, das ist Messen von Körpern, aber auch Drehen und Zersplittern, Zerfransen und Spiegeln, Verknoten und Verformen derselben. Mathe ist nicht nur eine Basiswissenschaft; die Beschäftigung mit ihren Disziplinen hat auch ganz viel mit Ästhetik, mit Kunst, Zauberei und Spielerei zu tun. Mit einem (unschönen) Wort: sie kann verdammt faszinierend sein.
Dieses Buch für künftige Mathe-Genies ist auch für „Noch-nicht-Genies“ gut verständlich. Es arbeitet direkt am Kind und ist Mitmachbuch, bei dem man verschiedenste Aufgaben direkt im Buch erledigen oder aber abpausen und separat lösen kann. Im Anhang werden verschiedene Karopapiere und Dreiecksgitter zum Zeichnen mitgeliefert, so dass man sich selbst gut versuchen kann. Tatsächlich führt dieses Buch vor allem in die Zauberei der Geometrie ein und stellt zum größten Teil Mal- und Zeichenaufgaben. Auf einem rundum gut gewählten Niveau. Zerrbilder, Spiegelaufgaben, Muster. Es ist ein Buch, das zwischen Mathematik und der Kunst des Zeichnens ansetzt. Es führt ein in die faszinierende Welt der Fraktale, lässt Kinder geometrische Körper bauen, verschiedene Polyeder, und führt ihnen typisch mathematische Strukturen vor, die eine gewisse Ästhetik verkörpern – Knoten, Schleifen, Dominos, Pentominos. Die man beispielsweise zum Parkettieren von Flächen benötigt. (Jetzt können wir uns schon wieder was drunter vorstellen, nicht?)
Wer sich in die herrlichen Aufgaben hineinvertieft, wird nicht nur gut beschäftigt, sondern auch merken, dass Langeweile grundsätzlich nichts mit Mathe zu tun hat. (Wer irgendwas langweilig findet in dieser prallvollen Welt, hat ohnehin schon verloren…) Ja, ich kann nur sagen, dieses Aufgaben-Buch ist insbesondere geeignet für Kinder, die gern echt faszinierende Zeichner-Tricks lernen möchten, die eines Tages Architektin werden wollen oder die Mathe bisher lieber großräumig umschifft haben. Vielleicht kann ja die ästhetische Geometrie zum Türöffner werden für ein Fach, das nicht selten einen viel zu schlechten Ruf hat.
Anna Weltmann: DAS IST AUCH KEIN MATHEBUCH. Noch mehr Mal- und Kritzelaufgaben für zukünftige Mathegenies.
Knesebeck Verlag. 2019.
Ab 8 Jahren
21.6 x 27.9 cm, Klappenbroschur, 96 Seiten
ISBN 978-3-95728-243-9