Konstanze von LESEWEIS®:
Liebe Stefanie Taschinski, zunächst mal: in welcher Sprache sollten wir unser kleines Interview führen? Auf Rückwärtzisch? Näsisch? In einer Tiersprache deiner Wahl? Oder sollen wir beim ganz normalen Vorwärtzisch bleiben? Geht rascher, und heute hat ja kaum noch einer zu viel Zeit…
Stefanie Taschinski:
Liebe Konstanze Keller, ja ich denke, wir können uns sehr gern auf Vorwärtszisch unterhalten. Wobei Vorwärtszisch ja auch nur ein umgekehrtes Rückwärtszisch ist und genau wie jede andere Sprache gelernt und gelebt werden will. Für mich ist es jedes Mal ein kleines Wunder zu sehen, wie viele Sprachen und Alphabete, Laute und Zeichen wir Menschen erfunden haben, um miteinander zu leben und sicher auch, um uns Geschichten zu erzählen.
Konstanze:
Woher kennst du die kleine Dame? Eine so entzückende Person kann man sich ja nicht einfach nur ausgedacht haben. Oder?
Stefanie:
Die kleine Dame ist inzwischen eine sehr gute Freundin von mir, die mir zum allerersten Mal im Hof hinter unserem alten Haus begegnet ist. Sie ist in mein Leben spaziert, hat ihr Zelt aufgebaut und chamäleonisiert. Da kannst du sicher verstehen, dass ich mein Fenster ein Stückchen weiter aufgemacht habe, um nichts zu verpassen. Was ich ganz besonders an der kleinen Dame liebe, ist ihr Entdeckergeist, der sie und uns immer wieder auf die schönsten Salafaris führt.
Konstanze:
Gehst du selbst auf Salafari, bevor du deine Bücher schreibst?
Stefanie:
Aber sicher! Ich glaube, dass ich für jeden Buchstaben, den ich schreibe, mindestens einen Schritt gegangen oder gehüpft bin.
Konstanze:
Du hast uns bei deinem Besuch bei uns verraten, was „Funkler“, der erste Teil in dem Namen „Funklerwald“ bedeutet. Steigst du gern hinter so wahre Geheimnisse, um deine Bücher tiefer und wahrer zu machen?
Stefanie:
Während des Schreibens stoße ich immer wieder auf Geheimnisse und Vergessenes, das mich wie eine Strömung tiefer in die Welt meiner Geschichte hineinzieht. Gerade diese unsichtbaren und unplanbaren Bewegungen faszinieren mich am Schreiben und lassen mich hellhörig bleiben.
Konstanze:
Nicht verraten hast du uns, ob die Geschichte von Caspar weitergeht und auch die anderen Kinder aus dem unheimlichen Turm in Kopenhagen gerettet werden. Wenn du eine Geschichte zu Ende erzählt hast, leben die Figuren und ihr Schicksal dann noch in dir weiter?
Stefanie:
Jede Figur, die durch die Feder auf das Papier schlüpft, hat Erwartungen und Wünsche. Manchmal gelingt es, diese im Rahmen eines Buches zu erfüllen – oder zumindest die Fragen, die die Figur stellt – zu beantworten. Manchmal, wie bei „Caspar und der Meister des Vergessen“, wächst die Geschichte über das eine Buch hinaus. Was aus Emma, Puck und Salamander wird, beschäftigt mich also sehr und auch wenn es noch dauern mag, bis ich die Geschichte fortsetze, sind die Figuren bei mir.