Bleiben wir noch ein bisschen bei außergewöhnlichen Bilderbüchern.
Solchen, nach denen Kinder im Buchladen eher nicht greifen würden.
Solchen, die man mit ihnen gemeinsam erleben muss.
Und ihnen damit die Poesie des Lebens näher bringt.
Ein Bilderbuch – ganz ohne Worte – für die Kinder, die seit diesem Herbst zur Schule laufen – und auch an einem verregneten Nikolaustag wie heute tapfer noch im Dunkeln ihren Weg laufen. Dass der Schulweg, den man mit Kameraden teilt, etwas Magisches hat, weil er so trödelig lang werden und sich fantasievoll dahinziehen kann, das zeigt diese wunderschöne Bildergeschichte, in der Kinder zur Schule laufen. Nicht mehr; und doch so viel.
Die Bilder nehmen uns mit auf den weiten Weg von Zuhause bis zu Schule. An vielen Stationen geht es vorbei, überall werden noch weitere Kinder abgeholt oder die Sensationen am Wegesrand bestaunt. Ein Zirkus oder ein Pferd auf einem Balkon. So langsam erwacht dabei das Leben in der kleinen Stadt. Man nähert sich schließlich dem Schulbeginn. Auf der letzten Doppelseite sitzen sie dann alle nebeneinander in ihrem Klassenzimmer und blicken uns erwartungsvoll an. Doch warten sie vermutlich nicht auf den Unterricht, sondern fragen die Bilderbuchbetrachter: Na, haste uns herkommen sehen? Weißt du, was wir auf dem Weg alles erlebt haben?
Und wenn wir dann nicht alles wissen, können wir zurückblättern und in den ruhigen, pastellfarbenen Bildern von Julie Völk noch einmal suchen, stöbern und die Geschichten finden, die schon vor dem Unterricht alle passiert sind.
Ein wunderbar beruhigendes Buch, mit dem man sich mit etwas Liebe und Geduld lange, lange beschäftigen kann. Falls ein Erwachsener einen dabei die ersten Male liebevoll und geduldig begleitet. Ein Buch, das geeignet ist, Konzentration und Aufmerksamkeit zu lernen.
Julie Völk: WENN ICH IN DIE SCHULE GEH, SIEHST DU WAS, WAS ICH NICHT SEH
Gerstenberg, 2018. ISBN 978-3-8369-5669-7. 28 Seiten. Ohne Worte. Ab 5 Jahren. 16,95 €