Viele Katzen im Bilderbuch … erzählen uns auf bezaubernde Art davon, dass es ganz normal ist, manchmal Angst zu haben. Ein Kinderzimmerschatz für’s Leben. Ab 3 Jahren.
Alicia Potter und Birgitta Sif: HENRIETTES HEIM FÜR SCHÜCHTERNE UND ÄNGSTLICHE KATZEN. Aus dem Englischen übersetzt von Ulli und Herbert Günther. Gerstenberg 2016. #_ISBN_978_3_8369_5888_2. 36 Seiten. Hardcover. LW_Ab_3_Jahren. 12,95 €
Abgesehen davon, dass hier eine entzückend gemütliche Bilderbuchgeschichte vorliegt, die erzählt, wie jemand Großes ganz vielen Kleinen hilft, die dann wiederum gemeinsam der Großen helfen und es sich bei dieser großen Person um eine ungemein süße Dame mit gutem Charakter handelt, vermittelt das Buch von Henriettes Heim vor allem eins: den überaus wichtigen Eindruck, dass man mit seinen Ängsten nicht allein dasteht.
Ich finde das tatsächlich sehr wichtig, da in den meisten Bilderbüchern zum Thema Angst ein Wesen das Ängstliche ist, während alle andern mutig und stark wirken. Natürlich gewinnt am Ende das ängstliche Wesen…, aber das Bild steht fest: ich bin (oder war) eigentlich der Einzige. So ist es in Wirklichkeit aber mitnichten. Und es tut jedem ängstlichen Wesen mit Sicherheit gut, davon zu hören, dass ganz, ganz viele Große und Kleine Ängste haben.
Henriette eröffnet ihr Heim für schüchterne und ängstliche Katzen und glaubt selbst nicht so recht, dass jemand kommt. Doch sie kommen. In Scharen. Sie werden gebracht oder sie laufen ihr von ganz allein zu. Ihr Heim füllt sich immer mehr, und Henriettes Programm ist fürsorglichst und dabei auch noch pragmatisch. Sie spielt Klavier und sorgt für Milch. Und sie gibt Unterricht: Da geht es dann ums Bäumeklettern wie um das Nachahmen unheimlicher Geräusche. Springen will genau so geübt sein wie Freundschaftschließen und natürlich darf man in Henriettes gemütlichem Haus über seine Ängste reden. Dabei stellt sich heraus, dass sogar die wunderbare Henriette selbst Ängste hat: vor Dunkelheit, vor Pilzen und vor Eulen!
Nie hätten die schüchternen Katzen geglaubt, dass sie am Ende Henriette vor genau diesen Dingen retten müssen. Und der allerschüchternste kleine Krümel hätte erst recht nicht geglaubt, dass gerade er es sein würde, der die Initiative zur Henriette-Rettungsaktion ergreift. Aber manchmal kommt es im Leben eben einfach anders, und zwar dann, wenn schon jemand zuvor anders als gewöhnlich für einen da war… <3
In Henriettes Heim, in das man kommen und gehen darf, wie es einem guttut, würde ich mich auch von Herzen wohlfühlen. Und wenn ich schon nicht ihr Heim um die Ecke habe, dann wenigstens ihr Buch. Das ich vielen Kinder in ihr Kinderzimmer wünsche. Einfach weil es so guttun wird, danach zu greifen!
Dieses Buch erhält unsere erste „Kinderzimmerschatz“-Auszeichnung für 2016! Herzlichen Glückwunsch, Henriette!