Zum Thema Rechtschreiberwerb unserer Kinder:
Bislang konnte ich nicht verstehen, dass schon im Kindergarten (für die Schule!) gelernt werden muss – warum müssen sich die kleinen schon mit Anlauten und Reimen und Wellenübungen „beschäftigen“, wenn sie doch eigentlich in dem frühen wunderbaren Alter der Entdeckungen des Lebens einfach nur spielen, spielen, spielen, na ja und eben entdecken sollten?
Aus Sicht des Themas „Rechtschreibung wird eines Tages sehr wichtig, wird der äußere Maßstab, nach dem man deine geistigen Fähigkeiten zumindest zunächst einmal beurteilt“ sieht das plötzlich etwas anders aus. Durch die Lektüre von (etwas weiter unten besprochenem Titel) WARUM ES NICHT EGAL IST, WIE WIR SCHREIBEN, ist mir plötzlich klar geworden, wie viel weniger Zeit unseren Kindern heute zum Üben der Rechtschreibung bleibt als uns früher. Was nicht nur an G8 liegt, sondern an so unglaublich vielen anderen Kompetenzen, die sie mittlerweile auch noch in der Grundschule erwerben sollen. Man denke nur an den offnen Unterricht und alle möglichen Projekte zu den verschiedensten Themen, Umgang miteinander, Schule als zweites Zuhause mit Frühstück und Diskussionsrunden, Anti-Mobbing, Ernährungsberatung, Zahnarzt und Halt-Dich-Fit-Programmen. Vom Nachmittagsprogramm durch Vereine und Extraunterricht in Musik und Ähnlichem ganz zu schweigen, bleibt einfach viel, viel weniger Zeit, das richtige Schreiben zu üben (ich vermute, mit dem Einmaleins ist es ähnlich…)
Vielleicht ist es dann doch nicht schlecht, mit bestimmten Grundkompetenzen im Kindergartenakter bereits loszulegen… Solange das völlig druckfrei geschieht… Ich habe mir – ebenfalls vom Dudenverlag – mal so Hefte für die Vorschule angeschaut und finde gerade dieses hier besonders nett, das wie eine kleine Mitmachgeschichte aufgebaut ist. Ein Heft, in dem viel anzumalen ist, Linien nachgezogen werden und Buchstaben wie kleine Bilder auftauchen, die man suchen und finden soll. Ich glaube ja ohnehin, dass richtiges Schreiben viel mit dem Erkennen des Schriftbilds zu tun hat. Das Wort Bildung hängt sicher nicht umsonst mit „Bild“ zusammen. Und sich mit Bildern und Geschichten beschäftigen, heißt auch die Welt entdecken… Jedenfalls finden sich in diesem Übungsheft neben netten Hasen und kniffeligen Ideen herrliche Bögen und Schwünge – ich glaube, es macht Spaß, dieses Buch mit den eigenen Stiften fertig zu malen. Da es von Pädagogen entwickelt wurde und deshalb für den frühen Schreiberwerb nur gut sein kann, ist es zusätzlich zu empfehlen.
DAS HASENSTARKE ABC. Vorlesegeschichten. Schwungübungen. Ausmalen. Dudenverlag, Berlin. 2017. #_ISBN_978_3_411_75512_7. Taschenbuch. 64 Seiten. Ab 4 Jahren. 9,99 €