Holly und Ivy

Es weihnachtelt im leseweisen Bücherland. Ein wunderbar nostalgisches Weihnachts-Bilderbuch. Mit liebevoller, immergültiger Botschaft und pieksendem Weihnachtswunder. Für alle Kinder und Kindgebliebenen.

© Urachhaus-Verlag

Die Auslagen eines Spielzeugladens zur Weihnachtszeit haben magische Anziehungskraft. Auf Kinder, deren Wünsche geweckt werden, auf Erwachsene, die sich erinnern, wie es einst war, und – wie in dieser Geschichte – erst recht auf Kinder, die nicht damit rechnen dürfen, dass ihnen eines der hier ausgelegten Weihnachtswunder beschert wird. 

Doch was alle verbindet ist das Wünschen.

Und so erzählt dieser englische Bilderbuchklassiker vom Wünschen. Wir lernen Holly kennen, die wunderhübsche, brandneue Puppe, die seit einigen Tagen erst im Schaufenster des kleinen Spielzeugladens steht. Und in einer anderen Ecke der Geschichte lernen wir Ivy kennen, das Waisenmädchen, das über Weihnachten nicht von einer gutmeinenden Familie eingeladen wurde und sich deshalb eine Großmutter ausdenkt, die sie besuchen will. Dazu fährt sie ganz allein mit dem Zug in eine fremde Stadt. Zunächst scheinen die beiden Erzählstränge nichts miteinander zu tun zu haben, außer dass uns zwei Wesen vorgestellt werden, die beide einen sehnlichen Herzenswunsch haben. 

Im Laden herrscht am Tag vor Weihachten reger Betrieb, fast alle Spielsachen werden verkauft – außer Holly. Der Ladenbesitzer ist nach vollbrachtem Tagwerk so müde, dass er seinem Lehrling Peter anvertraut, den Laden aufzuräumen und abzusperren. Peter ist freundlich und fürsorglich. Niemand versteht, wie es geschehen kann, dass er den Ladenschlüssel verliert. Diesen aber findet die kleine Ivy, die just in dieser Stadt gelandet ist und in der Kälte und der einsetzenden Dunkelheit langsam spürt, dass man sich eine Großmutter nicht einfach erfinden kann. 

Wie sich für alle alles zum Guten wendet, ist in dieser zu Herzen gehenden Geschichte erzählt, in der nicht ein einziger Bösewicht auftaucht, dafür aber viele gutmeinende Menschen.

Maren Briswalter ist mir schon oft durch ihre zauberhaften, klassischen Illustrationen aufgefallen, die nicht nur auf eine exzellente Beobachtungsgabe und hervorragende Recherche schließen lassen (man meint die britischen Straßenzüge wiederzuerkennen, fühlt sich in der Zeit zurückversetzt), sondern die mit ihrem besonderen Charme in die Geschichte hineinziehen. Ein kleines, feines Gesamtkunstwerk, das eine wunderschöne Lesestunde verspricht, die man oft und gern allein und im Kreis der Familie wiederholen wird.

Rumer Godden, Maren Briswalter: HOLLY UND IVY. EINE WEIHNACHTSGESCHICHTE

Urachhaus, 9. Auflage 2020. Gebunden. 32 Seiten. ISBN 978-3-8251-7573-3. Ab 4 Jahren