Mai 2018
Auf, auf und auf! Lasst uns von Tonne zu Tonne eilen! Wir wollen dem Müll eine Abfuhr erteilen! – zitiert nach Heinz Ehrhardts „Lied der Müllabfuhr“.
Ihr lieben Wörter-Menschen,
viele von euch und Ihnen habe ich bereits für kommenden Dienstag zu unserem MARGINALIA-Forum eingeladen. Gern wiederhole ich dies oder lade ganz neu ein, wen ich bei unserem ersten, noch informellen Treffen am 8. Mai, von 18-20 Uhr, im Familienzentrum Bammental gern dabei hätte.
Natürlich wollen wir hier niemandem eine Abfuhr erteilen, schon gar nicht unserer Sprache, die ja ohnehin viel zu lebendig, gewandt und vielseitig ist, um so etwas mit sich machen zu lassen. Doch das köstliche Wortspiel des einst so beliebten deutschen Schelms machte mir zum einen klar, wie seltsam sich bestimmte Ausdrücke manchmal – in anderem Zusammenhang – mit einem völlig anderen Sinn verwenden lassen (was einen darüber grübeln lässt, ob der Sinn tatsächlich so anders ist und wie es überhaupt zu dieser Sinnverschiebung kommen konnte) – und brachte mir andererseits den Kolumnisten Axel Hacke in Erinnerung, der sich mit seinem Wortstoffhof sehr darum bemüht, dass Wörter und Ausdrücke unserer Sprache nicht gleich in die Tonne getreten werden sollten, wenn sie falsch angewendet wurden, wenn sie längst neu interpretiert gehörten, wenn sie gefühlt ausgelutscht oder ganz einfach in Vergessenheit geraten sind. Ich habe Menschen schon immer bewundert, die virtuos mit Sprache spielen, ob sie dies nun aus intellektueller Leidenschaft oder aus Unkenntnis heraus tun, Menschen, die sich um den richtigen Ausdruck bemühen oder gar nicht erst darum scheren und Sprache so zum Gegenstand der Diskussion werden lassen. Die verzweifelte Suche nach dem einzig richtigen Ausdruck bringt so manch einen Wortarbeiter nicht selten zur Verzweiflung, wer Deutsch als Fremdsprache erlernen muss, weiß um die vielen Tücken unserer schweren Sprache, während Dichter gezielt Worte verdrehen und vertauschen, um einen Ausdruck auf höherer Ebene zu erschaffen. Für manchen ist Sprache ein Kinderspiel, für andere eine ernst zu nehmende Herausforderung. Wem sie fehlt, fehlt das Sein, sagen die Philosophen.
MARGINALIA, was mit „am Rande notiert“ übersetzt werden kann, möchte zum Diskutieren, zum Forschen, und zum Schmunzeln über unsere Sprache anregen. MARGINALIA lädt zum Austausch über ein Alltagsphänomen ein, das für Einzelne zur Hürde werden kann. Wir möchten herausfinden, was Sprache für uns ausmacht, wie Wörter entstehen und wieder vergehen, wie Bedeutungen sich wandeln, wer sich wie mit Sprache beschäftigt und wer wem mit seinen Kenntnissen weiterhelfen kann. Dazu habe ich Übersetzerinnen und Überwinder des Deutschen eingeladen, Poetinnen und Patentanwälte, Autoren und Autodidakten, Schüler und Seniorinnen, Wortarbeiterinnen und Wortakrobaten. Ich habe Sie und euch gebeten, eure drei liebsten Wörter mit zu unserem Treffen zu bringen. Zudem hoffe ich, dass wir – vielleicht bei einem Tässchen Stilblütentee – weitere Ideen und konkrete Anregungen für MARGINALIA zusammentragen. Ich lade Sie und euch ein, dieses Forum für Wort und Sprache mitzugestalten, das sich fortan einmal im Monat treffen möchte.
Lasst und also MARGINALIA aus der Taufe… oder Traufe?… oder doch besser aus der Wiege? … heben und hoffen, dass wir dabei nicht vom Regen in dieselbe kommen. Bringt eure Ideen und Anregungen, gern auch weitere Interessenten und eure drei liebsten Wörter mit. Zuhause lassen wir zunächst einmal nur die Tonne.
Bis Dienstag,
eure und Ihre Konstanze Keller.