von Barbara Kübler-Härle
Der für mich wundervollste Weihnachtsmarkt war immer der in meiner Heimatstadt ‚im Schwäbischen‘: Da gab es viele, viele Stände mit zauberhaften Dingen wie Tagebüchern und Briefpapier, mit duftenden oder wundersamen Kerzen, die beim Abbrennen bizarre Formen bilden, mit Adventskränzen und Holzspielzeug. Einen Stand gab es mit dampfendem Punsch von den Pfadfindern, einen mit Plätzchen und selbstgestrickten Socken von den Landfrauen. Als Kind bin ich mit großen Augen und klopfendem Herzen durch den Markt gelaufen, immer die Hand in den Jackentaschen, in denen ich mein Taschengeld sorgsam verwahrte, das ich immer wieder durch meine Finger klimpern ließ. Schwierig war es: Sollte ich mir einen eigenen Wunsch erfüllen oder kleine Weihnachtsgeschenke kaufen und damit anderen Leuten eine Freude machen? Oft habe ich dann versucht, beides zu tun. Ich bin so lange hin und her gelaufen, habe aufgeregt immer wieder den EINEN Stand mit den Objekten meiner Sehnsüchte passiert, bis ich wusste, was ich tun sollte. Heute muss ich darüber schmunzeln, spüre aber auch noch regelrecht die Beklemmungen von früher und werde ein wenig traurig darüber. Heute laufe ich eher nüchtern über solche Märkte, der Geldbeutel ist meist ganz gut gefüllt, und ich muss nicht mehr so abwägen, ob und was ich mir leiste. Wie schade eigentlich! Heute erzählt mir meine kleine Tochter, wie es ihr auf solch einem Markt ergeht, und ich merke, wie sich die Szenerie wiederholt und wie genau ich nachfühlen kann, wie es ihr zugeht. Und ich beneide sie fast ein wenig darum. Aber dann beschließe ich, es ihr zu gönnen. Genieße diese wunderbaren Erfahrungen, mein kleines Mädchen und bewahre sie in deinem Herzen. Und später kannst du sie wieder herauskramen. So wie ich.